Textauszug, der Essay findet sich in dem Buch

Sterndeuter aus dem Osten  

Essays und astrologische Betrachtungen     

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Sterndeuter aus dem Osten 

 

Die Heiligen Drei Könige

 

Die Heiligen Drei Könige, deren Gebeine der Überlieferung nach im Kölner Dom in einem Schrein auf dem Hochaltar aufbewahrt werden, waren, so der Wortlaut im Evangelium des Matthäus,  Sterndeuter, die aus dem Osten kamen.

Oft auch werden sie als die Drei Weisen aus dem Morgenlande bezeichnet.

Die Legenda Aurea nennt sie Sterndeuter, Philosophen und MagierDer überlieferte griechische Urtext enthält das Wort Magoi apo anatolon,  Magier aus dem Aufgang.

Als Magoi  wurden zu jener Zeit die Angehörigen der  astrologiekundigen, zoroastrischen Priesterschaft im Iran bezeichnet.  Der Name bezieht sich sowohl auf einen medischen Stamm, als auch, ähnlich den biblischen Leviten, auf eine bestimmte priesterliche Aufgabe mit der die Stammesangehörigen betraut waren. Bei den Magoi war es die Sternkunde.

Entstanden war die Astrologie in Babylon. Im Iran etablierte sie sich vermutlich erst im Zuge der persischen Eroberung Babylons, die im Jahre 539 vor Chr. vollendet war.

Die Herkunftsangabe bei Matthäus, nach der die Weisen aus dem Aufgang, mithin aus dem Osten seien, kann sich, von Bethlehem aus, sowohl auf Mesopotamien, das alte Babylon, als auch auf den Iran beziehen.

 

Im Unterschied zu den persischen Magoi wurden die babylonischen Sterndeuter jedoch als Chaldäer - oder mit dem hebräischen Synonym Kasdim -   bezeichnet. Eine Unterscheidung, die bei der Frage nach der Herkunft und Bewandtnis der Drei Weisen aus dem Morgenland wesentlich scheint, und die der Philosoph und  Kirchenlehrer Origenes im dritten Jahrhundert geltend machte.  

 

 

Der Stern, den die Magoi im Aufgang gesehen hatten, galt ihnen als Stern des neugeborenen Königs der Juden.

Das Volk Israel wurde seit jeher dem Tierkreiszeichen Fische  zugeordnet.

Dies entsprach dem Wortlaut des Segens, den  Jakob seinen Enkeln, den beiden  Söhnen Josefs, erteilt: sie sollen sein wie die Fische . (Gen 48,16, Raschi)

Der Monat des Zeichens Fische, Adar, gilt im Judentum als Zeit des besonderen Segens. Die Thora wird als das Wasser aufgefasst, Israel mit den Fischen verglichen.  

In der astrologischen Geographie der Antike wurde auch das Land Israel und Judäa, welches die Römer später zu Palästina umbenannten, dem Zeichen Fische zugeordnet.

 

Als Planetenkonstellation, die eine neue Epoche und damit einen neuen König ankündigt, war die Große Konjunktion  bekannt, der dreimalige Übergang von Jupiter und Saturn.  Sie fand zur damaligen Zeit, sechs  Jahre vor dem Jahre eins, im Zeichen Fische statt.  Für die Sterndeuter aus Medien war dies der Hinweis, dass der neugeborene König ein König der Juden sein würde.  Zu ihm hatten die Magoi aus dem Osten sich aufgemacht. 

 

Ihre Zahl wird in der Schrift des Matthäus nicht genannt, erst Origenes gibt im dritten Jahrhundert drei an, da bei Matthäus drei Gaben erwähnt werden: Gold, Weihrauch und Myrrhe.

Tertullian nennt sie erstmals Könige.  Ihre, nur in der lateinischen Kirche bekannten Namen, Caspar, Melchior und Balthasar, tauchen erst im sechsten Jahrhundert auf.  

 

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Am 23. Juli des Jahres 1164 gelangten die Reliquien der Heiligen Drei Könige nach Köln.

Kaiser Barbarossa hatte sie dem Kölner Erzbischof nach der Eroberung Mailands übergeben, wo sie sich seit dem vierten Jahrhundert in der Basilika des Heiligen Eustorgius befanden. Dorthin waren sie einst durch eine Schenkung Kaiser Konstantins gelangt, dessen Mutter, laut Überlieferung, die Gebeine im Jahre 326 aus Palästina mitbrachte. 

 

Es verleiht der späteren Ablehnung der Astrologie durch die Katholische Kirche eine besondere Note, wenn im Kölner Dom eigentlich drei heilige Astrologen verehrt werden.

Diese gehören, zusammen mit den Hirten des Lukas-Evangeliums, zu den Ersten, die das Jesuskind aufsuchten.  (...)

 

 

In der Reihe der angesprochenen Zeichen, Fische sowie Steinbock und Schütze, als die Zeichen der Planeten Saturn und Jupiter, stellt das in der Reihe fehlende Zeichen Wassermann die Lücke dar,  der Uranus, das Prinzip der Identität, welches bei dieser Konstellation geboren werden soll (Münchner Rhythmenlehre).

Dies auf der Grundlage des Zeichens Fische, des Prinzips. Darum ist es das Prinzip der Identität selber, welches zur Welt gekommen ist, der MenschensohnDas hebräische Wort für Mensch bzw. Person, enosch, enthält die Wurzel des Grundwortes der Identität,  ani - ich (...)

                                                     

 

                                           Der Kölner Dom   

Im Mittagshoroskop des Tages der Ankunft der Reliquien der Heiligen Drei Könige in Köln steht die Sonne auf 6,7° Löwe. Der Azendent liegt auf 27° Waage, dessen Herrscher, die Venus, befindet sich auf 2° Jungfrau im zehnten Haus, dort in Konjunktion mit dem Mond auf 3° Jungfrau, der zugleich der Verbundsherrscher ist.

 

Es fällt auf, dass der Aszendent und dessen Planet sich auf Punkten befinden, die eine Überforderung andeuten

2,5° Jungfrau / 27,5° Waage = Saturn-Sonne/Münchner Rhythmenlehre

 

Dies wird anschaulich angesichts der Geschichte des Kölner Doms, zu dessen Bau die Beheimatung der Reliquien in Köln der Anlass war.

Weil Köln mit den Gebeinen der Heiligen Drei Könige zum Pilgerziel geworden war, und der alte Hildebold-Dom aus dem neunten Jahrhundert die Menge der Besucher nicht mehr aufnehmen konnte, wurde nach 61 Jahren der Plan gefasst, einen neuen Dom zu bauen.

Dies geschah im Jahre 1225,  61 Jahre nach der Ankunft der Reliquien. Im Siebener-Rhythmus (Münchner Rhythmenlehre) wird der Jupiter ausgelöst über sein Quadrat zum Uranus im vierten Haus.  Der Jupiter, auf 4° Skorpion, mit Spiegelpunkt zum Mars, steht dazu im Quadrat zur Sonne  am MC. In der Gegenbewegung ist zur selben Zeit über den Krebs im neunten Haus Mond-Venus aktuell. Bei einem Sieben-mal-Siebener-Rhythmus von 49 Jahren pro Haus wird mit 61 Jahren  die Mond-Venus Konjunktion in der oberen Richtung ausgelöst und der Jupiter diesmal in der Gegenbewegung, über den Mars im zweiten Haus.

 

 

Der Sommerverbund, mit der Sonne im Löwen auf der Mittagshöhe, beginnt in Haus Neun, dem Haus der Fügung, mit dem Krebs, dessen Planet in Haus Zehn steht – die vereinheitlichte Sehnsucht nach dem Himmel, für Köln eine Identitätsstiftung.

Das Ziel des Verbundes, die Jungfrau in Haus Elf, führt indes mit dem Merkur im Krebs wieder zum Anfangszeichen ins neunte Haus - das Ziel geht zurück zum Beginn.

Es fällt auf, dass der Krebs in seinem Haus eingeschlossen ist und damit von der Vorgabe des Zeichens Zwillinge beherrscht wird, dessen Planet wiederum der Merkur im Haus der Fügung ist.

Als Anlass eines Bauwerks zeichnet sich darin die permanente Baustelle ab, die Nichtvollendung, die eine Besonderheit des Kölner Doms über Jahrhunderte hinweg ausmacht. Die in Köln sprichwörtliche Ewige Baustelle.

 

Kennzeichnend ist hier, dass durch den Einschluss des Anfangszeichens der gesamte Sommer-Verbund, Krebs, Löwe, Jungfrau, vom vorausgehenden Frühlings-Verbund, Widder, Stier, Zwillinge, beeinflusst wird.

Dessen Anfangszeichen Widder in Haus Sieben hat seinen Planeten in Haus Zwei, Ankunft und Behausung der Reliquien wiedergebend. Sie stellt sich mit Saturn-Neptun als eine rechtlich unsichere Aneignung dar. Im Jahre 1903 gab man einen Teil der Reliquien an die Mailänder zurück.

Ein Motiv der Überführung der Gebeine der gleichsam ersten christlichen Könige nach Köln war die Absicht Barbarossas, damit eine größere Unabhängigkeit des Reiches vom Papst in Rom erwirken, angegeben durch das Verbundsziel Jungfrau in Haus Elf, dessen Planet wiederum nach Neun geht. Da das Parallelzeichen Zwillinge Herrscher von Neun ist, bringt der Merkur den Pluto  als Herrscher von Haus Zwei mit, den gezwungenen Besitz anzeigend.

 

Damit erweist sich die Entwendung der Reliquien vor allem im Hinblick auf das Motiv der Unabhängigkeit im Sinne der Machterstarkung, als Grund dafür, dass der Dombau nicht über die Fügung hinauskommt und jahrhundertelang unvollendet bleibt.

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(Textauszug)

 

     

                                                                                      

 (C) Herbert Antonius Weiler 2014