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Die Wohnmaschine 

Essays und Betrachtungen

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Tatsächlich erleben wir, scheinbar durch rein zwangsläufige Verkettungen, eine sich ständig verschärfende Beschlagnahme des Individuums und seiner gesellschaftlichen Formen durch den Staat.

Ernst Jünger, Der Arbeiter,


 

 

 

 

 

 

Z u r   R h e t o r i k   d e s   S a c h z w a n g s

 

 

 

Die Rhetorik der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel wird oft assoziiert mit dem Begriff der Alternativlosigkeit, den sie einst, zu Beginn ihrer Kanzlerschaft, und später wiederholt im Regierungsgeschäft geltend zu machen versuchte. Er brachte ihr den Vorwurf eines mangelnden Demokratieverständnisses ein.

 

Unter den  rhetorischen Mitteln hebt sich die Aussage, ein Vorgehen sei alternativlos,  durch die Rigidität und die damit, freilich erst in zweiter Linie, verbundene Anmaßung des Herrschaftswissens hervor, mit der Einwände für nichtig erklärt werden.

 

Die Unanfechtbarkeit der Position soll hierbei nicht durch die Autorität der Person legitimiert werden, noch durch die Darstellung volksnaher Hemdsärmeligkeit, wie in den basta-Reden  des vorhergehenden Kanzlers, sondern durch den Verweis auf eine unauswegliche, sachliche Notwendigkeit.

 

Die Autorität des Fürsten früherer Zeiten ist hier letztgültig durch die Autorität des Sachzwangs ersetzt. Ihre Vertreter sehen sich als  Verwalter des Sachzwangs, ihre Qualifikation beziehen sie aus der besonderen Kenntnis der Sachlage und ihrer Kausalität. 

 

In einer Empfehlung an die Vorinstanzen der sich nach dem zweiten Weltkrieg gründenden Bundesrepublik spekulierte der frühere Spionage-Leiter des Nazi-Staats und spätere Chef des BND, Reinhard Gehlen, über eine künftige Strategie, wie dem Volk politische Entscheidungen zu vermitteln seien. 

 

Politik, die von einer Autorität der Person ausginge, so Gehlen, würde nach den Katastrophen  der beiden Weltkriege von der Bevölkerung nicht mehr angenommen. Unliebsame  Entscheidungen seien unter dem Verweis auf die Autorität der politischen Führungspersonen kaum mehr durchzusetzen.

 

Es gelte daher diese, um in der Demokratie die Zustimmung des Volkes zu erzielen, durch den Zwang in der Sache zu begründen,  - die Autorität der Person sei durch die Autorität des Sachzwangs zu ersetzen.

Das ist die Freiheit als Einsicht in die Notwendigkeit (Hegel).

 

Diesem neuen Verständnis der Politik als Verwaltung einer Sachzwangmechanik, gleichsam einer Maschinenbedienung, entsprach dann auch ein Zeichentrickfilm als Wahlwerbung, in der Konrad Adenauer, der erste Kanzler der neuen Bundesrepublik, als  kompetenter  Ingenieur am Schaltpult einer Industrieanlage dargestellt wurde dabei von rot bemützten Wichteln belästigt, von deren Treiben er sich nicht beirren lässt.

 

Indes bringt die Autorität des Sachzwangs, vertreten von den Experten der Sachlage,  eine neue Art von Herrschaft mit sich, die der Diktatur der Ingenieure.

Bereits nach dem ersten Weltkrieg hatte sich in den USA die Technokratische Bewegung  gebildet, in der man vorschlug, an Platons politischer Philosophie anlehnend,  Ingenieure hätten die Leitung des Staates zu übernehmen. Nur sie seien in der Lage das Ineinandergreifen der Räder der politischen Kräfte zu verstehen und zu handhaben. Schon Hobbes hatte in seinem Leviathan den Staat als Maschine  bezeichnet.

 

Tatsächlich werden in einem solchen Verständnis der Politik keine Entscheidungen mehr getroffen, da der Politiker nurmehr Walter der Umstände sein kann, dessen spezifische Eignung sich aus der besonderen Kenntnis der technischen Kausalitäten herleitet.

Seine Einsichten und Handlungsmaxime sind der Bevölkerung  nur als Ergebnisse mitteilbar, da die Qualifikation des technischen Verständnisses  den Ingenieuren vorbehalten ist.

 

Eine politische Rhetorik, die von mechanischen Kausalitäten geprägt ist, muss von einem letzthin unbeeinflussbaren Geschehen ausgehen. Sie erzeugt Handlungslähme. Der freie Wille kann darin nur eine statistische Größe darstellen. Und sie kann folgerichtig nur die Alternativlosigkeit des Sachzwangs unterstreichen.

 

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Die Kanzlerin der Bundesrepublik seit 2005, Angela Merkel, ist am 17. Juli 1954 geboren, im Zeichen Krebs mit einem Sonnenstand von 24°, in Konjunktion mit Uranus.

Merkels Sonnenstand ist im astrologischen System der Münchner Rhytmenlehre  als Punkt des Milieuwandels und des Nestbaus definiert.

Der Herrscher  Mond steht im Wassermann im zweiten Haus. Dieses,  angeschnitten vom Steinbock, wird beherrscht von Saturn in Haus Zehn.

Das Nest, als Ort der seelischen Niederkunft, ist hierbei gleichermaßen gemaßregelt wie beunruhigt.

Die Konjunktion von Sonne und Uranus verweist auf die Verdrängung des Neptun, des Prinzips, und fordert auf, dieses, entgegen der Überlagerung durch das Milieu, zum Ursprung kommen zu lassen.  

 

Bei Merkel, mit Neptun in Zehn in der Waage,  aus dem dritten Haus stammend, wäre dies die Infragestellung des Wissenschaftsstaats und seiner Regelungen um der Gegenwart der  Gestalten willen, die so ihren Ort finden könnten .

Wenn sie als Naturwissenschaftlerin und promovierte Physikerin für Mechanische Physik, sozialisiert im Lande des Dialektischen Materialismus, und als derzeitige Kanzlerin der BRD diese Gegenwart nicht zulässt, steht Sonne-Uranus auf 24° Krebs im Horoskop einer Volksvertreterin für die Aufhebung der Orte als Heimat des Gewachsenen.  

 

Von Kritikern wird ihr diese Entheimatung  (W. J. Patzelt)  vorgeworfen. Allein zeigt die öffentliche Handhabung des Begriffs Heimat, wie auch der einer  Identität, bereits deren Verlust an.

Oft werden diese Begriffe aus einem Lager geltend gemacht, wo der Wolf Rotkäppchens Großmutter bereits verschlungen hat und sich als diese ausgibt. Das ist dort der Fall, wo die gewachsene Gestalt verwechselt wird mit einer Identitätsbildung  durch Tradition und völkisches Kollektiv, in dem die Ideologie im Gewand und als Vertreterin des Althergebrachten auftritt, als Ersatz für die verlorene Bestimmung.

 

Es ist jene Ursprungslosigkeit, die Ursprünglichkeit als Form zu fassen versucht Pluto-Uranus, so etwa  im Begriff der Leitkultur, der das Gewachsene der Kultur, zur Form machen will und sie  damit ausschließt.

Eine maßlose Verschärfung ideologischer Fronten hat sich dabei im Zuge des mundanen Pluto-Uranus-Transits eingestellt, bei der ein Dialog kaum mehr möglich scheint.

In einer bislang nicht dagewesenen Weise beherrschen Parolen und Zeichen das öffentliche Gespräch, das in einer erstaunlichen Aufgeladenheit geführt wird und in dem jede verständige, inhaltliche Äußerung wechselseitig dem einen oder anderen Lager zugeordnet, etikettiert und jeweils geächtet wird.

 

Der Begriff der Identität kann sich nur auf das Individuum beziehen. Gleich dem der Freiheit. Weder über Zugehörigkeit noch über Eigenschaften ist sie definierbar.  In der Bewegung, in der Verausgabung erweist sie sich. Der Dornbusch der brennt, und nicht verbrenntSie ist keine Eigenschaft, sondern die Quelle der Eigenschaften. Kein So-Sein, sondern die Quelle des So-Seins.  Der Versuch Identität zu definieren oder durch Identifikation zu bilden,  bezeugt bereits ihren Verlust, ähnlich wie im Falle der Leitkultur.  

Identität bedeutet eigener Anfang (Guardini)Aus dem Nichts. Damit die Identität des Gewachsenen.  Sie erkennt die Gestalten und wird von ihnen erkannt.

 

 

 

Die Heimatlosigkeit der Sonne-Uranus-Konjunktion auf dem Mileuwechsel- bzw. Nestbaupunkt, mit Uranus aus Haus zwei kommend, wird im Umzug der Familie deutlich,  wenige Wochen nach Merkels Geburt von Hamburg nach Perleberg in der DDR, wo Merkels Vater, ein protestantischer Pfarrer, eine neue Stelle annahm. Der Fremdheit eines religiösen Elternhauses in der DDR folgt eine angestrebte Karriere im ideologisch opportunen Wissenschaftsbetrieb.

Freilich stellt Merkels Wirken eine Entwicklung dar, die in einem Gemeinwesen bereits angelegt ist, welches sich aus der Vorstellung des Individuums als Funktion der Gemeinschaft und seiner Regelbarkeit konstituiert, seiner Herauslösung aus gewachsenen Beziehungen und seiner Isolierung in der Masse zur Verfügbarkeit der Industrie.

 

Bei einer Geburtszeit von 17:50 Uhr in Hamburg befindet sich Merkel, nach der Münchner Rhythmenlehre, mit 61,3 Jahren derzeit -  über das Zeichen Stier, welches die neunte Siebener-Phase beherrscht -  in der Auslösung der Venus.

Diese steht im Spiegelpunkt zum Neptun in der Waage am MC, der zur Zeit, ein bis zwei Jahre vor Phasenende akut ausgelöst ist. Zugleich ist die Venus-Neptun-Konstellation in der Gegenbewegung über die Venus im achten Haus angesprochen.

Die Handlungs- und Revierlähme der Venus-Neptun-Uranus-Vebindung, die sich in Merkels Aufhebung kontrollierter staatlicher Reviergrenzen ausdrückt, "Es gibt keine Grenzen", "Es gab keine Alternative dazu, die Grenzen zu öffnen"  (FAZ, 11.10.15)  wird von ihr mit dem Neptun in der Waage am MC, als Diktat der offenen Tür vertreten

Die Pflicht, Asyl zu gewähren - die einige Zeit zuvor noch in rechtlich strittiger Weise missachtet wurde, nämlich  im Falle des Whistleblowers Edward Snowdon, dem in den USA die Todesstrafe droht, und dem man trotz seiner Bitte kein Asyl gewährte - wurde von Merkel nunmehr im Sinne einer unkontrollierten Einwanderung als unausweichlich dargestellt, nicht ohne den stets am Schluss der Beteuerungen angefügten Verweis auf den demographischen Nutzen der Zuwanderung. Ein Kalkül, welches verschiedentlich als  moderne Form des Kolonialismus (H.M.Broder) gedeutet wurde.

 

 

Die Sonne-Uranus-Konjunktion an der Spitze des achten Hauses auf 24° Krebs deutet bei Schütze am Aufgang mit dem Jupiter in Haus Sieben einen Zwang zur  Vereinheitlichung an. Indem sie der CDU die politischen Positionen der SPD und der Grünen zu eigen machte, schuf sie gleichsam eine Allpartei, in der alle gemäßigten politischen Positionen vereint scheinen.

Die Unvereinbarkeit wird indes zur Erscheinung  im Auftauchen einer neuen Partei, der AFD, die sich, mit beträchtlichem Erfolg,  dem konservativen Klientel anzudienen versucht. 

Die Konstellation von Neptun und Jupiter weist nach der Münchner Rhythmenlehre auf die Lücke von Uranus und Saturn hin. Ein Bruch wurde nicht vollzogen und eine Unvereinbarkeit im Zwang der Vereinheitlichung verdrängt. Wobei der mittlerweile fast vergessene Gründer jener Partei sinnigerweise den Namen Lucke trägt.

 

Der Neptun im Quadrat zur Sonne zeigt zudem an, dass ihr die Führungsrolle streitig gemacht wird.

Es kommt hinzu, dass Merkel mit der Bewegung des Sonnenstandes von einem Grad pro Jahr mit dem einundsechzigsten Lebensjahr den Grad von 25 Jungfrau erreicht, der der Verbindung von Uranus/Venus und Neptun gleichkommt MRL, was die  Revier- und Handlungslähme im Sinne der Ausgeliefertheit an das Geschehen  unterstreicht.

Zugleich tritt sie mit der gleichen Bewegung in der Gegenrichtung in den Orbis des Mars im ersten Haus, der sich  auf 26° Schütze befindet,  und der vom Jupiter im siebten Haus im Krebs beherrscht ist und der die Handlungslähme zur moralischen Aggression werden läßt, Moral als starker Partner . 

 

Der Uranus  im siebten Haus, in Konjunktion mit der Sonne, ist beherrscht vom Wassermann im zweiten Haus, der dazu im Quadrat stehende Neptun, vom Fisch im dritten Haus.

Die Infragestellung eines mechanisch-deterministischen, naturwissenschaftlichen  Weltbildes durch Wassermann und Fisch im ersten Quadranten, wird nicht zugelassen, stattdessen wird die Ausgeliefertheit an Determinismen und die damit verbundene Identitätslosigkeit im siebten Hause zur öffentlichen These der Politik.

 

Merkel pflegt bei ihren öffentlichen Auftritten den Duktus einer anti-eloquenten, nahezu infantilen Sprache,  "Ich glaube ganz, ganz fest, dass wir es schaffen",  mit der Türkei müsse man verhandeln, "...auch wenn es den Kurden in der Türkei nicht so gut geht". (ARD, 7.10.15).

"Zur Identität unseres Landes, gehört es Größtes zu leisten" (FAZ, 14.12.15)

In Momenten da sie sich abseits der öffentlichen Präsenz wähnt, kann sie durchaus Eloquenz, Schärfe, Ironie und Komplexität in der Rede zeigen.

 

Die  Schlichtheit der öffentlichen Rede scheint Strategie - sie schließt aus und schottet ab. Tatsächlich offenbart sie, bei gleichzeitiger persönlicher Bescheidenheit, eine Überheblichkeit, in der das Dialogische des Mars' aus Haus Eins, der mit dem Jupiter nach Sieben geht,  verweigert wird - die sich aber auch durchaus unverhohlen kundtun kann, etwa in der Drohung Merkels, im September 2015 gegenüber Kritikern ihrer Politik, das Land nicht mehr als das ihrige zu betrachten -   wenn wir jetzt anfangen, uns noch entschuldigen zu müssen dafür, dass wir in Notsituationen ein freundliches Gesicht zeigen, dann ist das nicht mein Land (ZDF, 15.9.15)  -  für eine vom Volk gewählte Vertreterin ergäbe dies die Konsequenz des Rücktritts  - bei Merkel nimmt es sich aus, als müsse das Volk zurücktreten.

Brecht fragte einst an,  nachdem die DDR-Regierung ihre Unzufriedenheit mit dem Volk proklamiert hatte, ob sich eine Regierung dann nicht besser ein neues Volk suche.

 

Die  Gemütsbetonung der Rede umkleidet indes eine Rigidität, die sie zu dem begrifflichen Fauxpas der "Alternativlosigkeit" verleitete, der nach wie vor den  Hintergrund ihrer Rhetorik zu bilden scheint.

 

Ähnlich wie dem Betreiben, Elternschaft mittels wirtschaftlicher Nötigung und staatlichen Angeboten aus der Erziehung der Kinder zu drängen, kann darin eine seitens des Staats betriebene Vereinheitlichung in Form einer Neutralisierung gewachsener Verbände gesehen werden, der es angelegen scheint, das Individuum seiner unmittelbaren, gewachsenen  Beziehungen und Gemeinden zu entheben, es zu isolieren und einer immer umfassenderen staatlichen Regelbarkeit zu unterwerfen. 

Entsprechend basiert auch die öffentliche Rhetorik zur Frage der Grenzöffnung nur vordergründig auf der Betonung der Hilfsbereitschaft,  letzthin aber auf dem Nutzen für die Sozial-  bzw. Industriegesellschaft.

Zumal die Hilfe am Ort der Not,  nämlich in den Flüchtlingscamps der angrenzenden Länder unmittelbar zuvor reduziert worden war.  Im Sommer 2015 hatten die EU-Staaten die Hilfe für syrische Flüchtlinge in den angrenzenden Ländern Libanon und Jordanien drastisch gekürzt, so auch die BRD, die ihre Hilfe von 301 auf 145 Millionen reduzierte   telepolis 25.9.15 >>  /  süddeutsche 24.9.15 >>

 

Ein weitere Entwicklung, die zu jener  Zwangslage der mehreren tausend Flüchtlinge führte, die  in Budapest festsaßen und denen geholfen werden musste,

die dann hinterher,  als unausweichlich dargestellt wurde, lag in der Weigerung, die Länder der EU-Außengrenzen auf dem Balkan zu unterstützen in ihrem Begehren, die Grenzsicherung zu disziplinieren. Das hätte durchaus einer Kontinuität der vorherigen politischen Haltung  Merkels entsprochen.

Es hätte Merkel aber, die schon wegen der ablehnenden Antwort  gegenüber den Tränen eines um Aufenthaltserlaubnis bittenden palästinensischen Mädchens beim TV-Auftritt scharf angegangen und in der Presse als Eiskönigin (Stern) , tituliert worden war,  in einen innenpolitischen Konflikt gebracht, den sie nicht gewillt war auszutragen. Stattdessen wechselt sie die Haltung zur Asylpolitik und übernahm die Position des oppositionellen Lagers.  

So erscheint es, als wolle sie sich alle politischen Polaritäten zu eigen machen, aufheben und vereinheitlichen.

Anschaulich ist dabei, wie die Vermeidung eines Konflikts und einer unpopulären Entscheidung die Zwangslage nach sich zieht (so dargestellt unter der Absatzüberschrift Konfliktvermeidung als politisches Ziel  in der FAZ).

 

 

Dem Staat, im Selbstverständnis der Regelung, ist das Gewachsene, Eigenständige suspekt. Eine eher föderative gesellschaftliche Organisation, in der kleine Verbände in unabhängiger Bewegung größere Verbände bilden, Verbände von Verbänden, die im dialogischen Verhältnis zueinander stehen, trachtet er zu neutralisieren zugunsten eines Verhältnisses von Masse und Staat, in der durchregelten Massengesellschaft.

Der völkische Nationalismus, die Gleichsetzung von Volk und Staat wurde im Zuge der französischen Aufklärung durch Rousseau initiiert, der, im Sinne seines Zurück zur Natur,  das Volk als die vorzuziehende, natürliche Identifizierung proklamierte,  gegenüber der Gemeinschaftsidentifizierung durch Adelsherrschaft  und Religion.  Damit war der Weg in eine letztlich  biologistisch-völkische Determination des Menschen vorgegeben.

 

Ernst Jünger verglich einst die historische Entwicklung, vom föderativen Feudalismus des Reichsgedankens hin zum Absolutismus, mit dem Wandel des Waldes vom alten gewachsenen Mischwald zur durchregelten Monokultur, die nicht ohne Grund unter der preußischen Hegemonie durchgeführt wurde.

 

Die einst offene, nunmehr eher verdeckte Rhetorik der Alternativlosigkeit eines ohnehin bestehenden Sachzwangs entspricht der deterministischen Grundhaltung eines wissenschaftsgläubigen Weltbildes, Wolfgang Döbereiner weist auf diesen Zusammenhang im  Kaleidoskop  der Webseite der Münchner Rhythmenlehre  hin. 

 

Eines Weltbildes, welches in der biologistischen, letztlich physikalistischen Mechanik, im Sinne von Descartes' Begriff des Universums als Ideale Maschine,  die Möglichkeit der grundlegenden Determination von Allem erblickt.

 

Merkel, die in der DDR als Physikerin promovierte, hatte sich zur offiziellen Feier ihres 50. Geburtstags einen Vortrag des Neurologen Wolf Singer gewünscht, der vor der versammelten Geburtstagsgesellschaft im Konrad-Adenauer-Haus seine Lehre vom neurologischen Determinismus und von der  Illusion eines freien Willens proklamierte.

 

Tatsächlich  scheint es das zu sein, was den regierungsamtlichen Duktus des Merkel- Kabinetts auszeichnet: die Beschwörung eines Sachzwangs, wie sie bislang noch von keiner Regierung der BRD vorgetragen wurde.

 

Dies war jedoch bereits von der vorherigen Regierung unter Schröder angelegt, der die politische Entscheidungsfindung auf Experten-Gremien zu verlagern suchte, und dem deswegen ebenfalls ein mangelndes Demokratieverständnis vorgeworfen wurde.

Dem entspricht, in der Tradition von Adenauers Schaltpult von 1957, eine Wahlwerbung, mit der Schröder  1998 zur Macht kam, in der ein Raumschiffskapitän auftritt, Schröders Typ entsprechend.

Und in der dem Vertreter der alten Regierung mangelnde Eignung für die technokratische Zukunft attestiert wird - weil man ihn nicht beamen kann.

 

Es ist die Rhetorik der Diktatur der Ingenieure.

 

 

 

 

(C) Herbert Antonius Weiler,  Herbst, 2015