Grenzland und Hexen
(Textauszug)
Das Eigentümliche einer Grenzregion zwischen den Staaten liegt im Spannungsfeld ihrer wechselnden Zugehörigkeit oder Nichtzugehörigkeit.
Föderative Systeme, die nicht auf der vereinheitlichenden Gleichung von Staat, Volk und Sprache basieren, ergeben sich hier eher, als anderswo.
So etwa in Belgien, Luxemburg und in der Schweiz.
Die Länder bilden eine Region der romanisch-germanischen Sprachgrenze in Europa. Mit Elsass-Lothringen und den Niederlanden stellen sie das Gebiet des alten karolingischen Mittelreiches dar.
Ähnlich die Ukraine, wo ukrainisch, polnisch, deutsch, jiddisch, tatarisch und russisch gesprochen wurde. Ukrainische Kosaken und Juden (es gab auch jüdische Kosaken), suchten sich in
der Weite des Raumes über Jahrhunderte staatlicher Zentralmacht und Regelung zu entziehen. Sie bildeten föderative Gemeinwesen, wie sie in der griechischen Polis am Beginn der
europäischen Kultur einst wesentlich waren.
Daher vielleicht bemerkenswert, dass die Westukraine als geografischer Mittelpunkt Europas gilt, die Stadt Rachiw, nahe der Grenze zu Rumänien.
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Die Grenze eignet sich als Ort für das Verdrängte der Gemeinschaften.
So wird das Wort Hexe in den etymologischen Lexika meist abgeleitet von Hagazaussa, verstanden als Zaunsitzerin, die auf der Grenze sitzt.
So laut dem etymologischen Wörterbuch von Duden, wo Hexe demnach ein auf Zäunen oder Hecken sich aufhaltendes sitzendes dämonisches Wesen ist. Die Wurzel haga wird hierbei als Hecke, bzw. Zaun gedeutet.
Das ermisst jedoch das Wortfeld nicht hinreichend, da haga neben Hecke auch Hag oder Hain bedeutet. Der Hag gibt das Umhegende an. Die Behaglichkeit rührt daher.
Hagazaussa bedeutet daher ursprünglich die im Hag -, im Hain Sitzende, die bei den Germanen verehrte weise Frau, die, abseits des Gemeinwesens in einem Hag oder einem Hain wohnte.
Ein verbreitetes Bildthema der Spätgotik war das, der Maria im Rosenhag...
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(c) Herbert Antonius Weiler 2014
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