Es ist ein Ros' entsprungen

aus einer Wurzel zart

Wie uns die Alten sungen

aus Jesse kam die Art

und hat ein Blümlein'bracht

Mitten im kalten Winter

wohl zu der halben Nacht

Weihnachtslied , "Speyrer Gesangbuch" , 1599

 

 

 

Wohl zu der halben Nacht

 

 

- Im Adventslied heißt es Tauet Himmel den Gerechten, regnet Wolken ihn herab

Es geht auf die Mitte der Nacht des Jahres zu, die Zeit der längsten Dunkelheit, die der Wintersonnenwende.

 

- Und später wird im Weihnachtslied über die Geburt im Stall zu Bethlehem gesungen: wohl zu der halben Nacht. Zur halben Nacht des Jahres und zur halben Nacht des Tages.

 

- Das ergibt ein Bild der Geburt auf der Sonnenwende, auf dem Übergang der Zeichen Schütze und Steinbock, der mundanen Verbindung von Jupiter und Saturn. Von einer Geburt mit einer Sonne auf Anfang Steinbock. Und dies auf der Achse der Mitte der Nacht, dem Imum Coeli

 

- Die Sonne auf Anfang Steinbock steht auf dem tiefsten Punkt der Nacht, auf dem IC. Zur dunkelsten Zeit des Jahres, zu dunkelsten Zeit der Nacht.

 

- Das Obere steigt hinab in das Untere. Der Himmel  versöhnt sich mit der Erde.  Das erinnert an ein Zeichen im Buch des I-Ging,  Der Friede, das elfte Zeichen. Himmel und Erde vereinigen sich, das Bild des Friedens , wird das Orakel kommentiert. Das Bild des Himmels, der hinabsteigt, 

 

- Es ist das Bild des Hinabgestiegenen, der Inkarnation des Himmels auf Erden, das der Menschwerdung.

 

- Der Anfang des Zeichens Steinbock auf dem IC, der Anfang der Waage auf dem AC und 0 Grad Widder auf dem DC. Die Umkehrung der Zeichen, das Übergeordnete, das All, wird zum Kleinen. Das Alles wird zum Einzigen. Die Bestimmung wird zur Bestimmung des Einzelnen.

- Kein Geburtshoroskop, nur eine Anschauung. Ein Bild der Menschwerdung.

Ein Geburtshoroskop von Jesus zu erstellen ist nicht möglich und wäre Willkür. Nicht nur unterscheiden sich die Daten der beiden Evangelisten, die von der Geburt Jesu berichten, auch die Abstammungsreihe wird unterschiedlich dargestellt. Da zugleich bei beiden durchaus präzise zeitgenössische Ereignisse genannt werden, scheint es nahezu, als habe man die Unvereinbarkeit bewusst belassen. 

 

 - Das Kind wird später als Erwachsener das Gleichnis vom Guten Hirten erzählen, der Hirte den seine Schafe erkennen. Und der sie kennt und der sie nicht im Stich lässt. 

Es selber ist der gute Hirte und auch die Tür. Wer nicht durch die Tür kommt, ist ein Dieb, sagt Jesus. Joh. 10:1-18 

Wer nicht den Weg über die Vereinzelung und Loslösung vom Vorgegebenen, von der Phase des Wassermann durch die Tür des Steinbocks in die Zeit geht, hat keine gewachsene Gestalt. Ohne Gestalt muss er vom Leben Anderer leben.

 

- Es gab keine mediale Öffentlichkeit damals. Die Geburt vollzog sich im Stillen. Vor der Stadt, in einem Stall. Nur die Hirten auf dem Felde, denen ein Engel erschienen war, kamen zur Krippe im Stall. Und bei Matthäus die Sterndeuter aus dem Osten, die anhand der Jupiter-Saturn-Konjunktion in den Fischen gesehen hatten, dass ein neuer König bei den Juden geboren werden würde. Die Hirten und die Sterndeuter waren die Einzigen, die davon erfuhren. Die Einzigen die gekommen waren, das Kind zu sehen. 

 

- Die Behörden des Landes trachteten, es zu töten. So blieb die Geburt ein Geheimnis.

 

- Auch das spätere öffentliche Wirken des neugeborenen Königs vollzog sich erst in der Zeit von seinem deißigsten bis zum dreiunddreißigsten Jahr. Zuvor lebte er im Stillen.

 

- Ähnlich die Christen. Dreihundert Jahre blieben sie eine verfolgte Minderheit, deren Lehre sich nur durch ihr Wirken und durch Dialog verbreitete, bis ihre Religion unter Konstantin zur Staatsreligion wurde. Papst Benedict meinte, als er noch Josef Ratzinger hieß, dies habe der Kirche nicht zum Segen gereicht.

 

- Vor der großen Öffentlichkeit weitgehend verborgen blieben Geburt und Leben des Jesus von Nazareth. Er lebte und wirkte in einer kleinen Provinz des römischen Reiches. Zu Lebzeiten wurde er sonst nirgends erwähnt, nur in den schriftlichen Zeugnissen seiner Freunde ist von ihm berichtet, das älteste datiert aus dem dreiundzwanzigsten Jahr nach seiner Kreuzigung.

 

- Seit den Thesen der französischen Aufklärungsphilosophen Dupuis und Volney, die meinten, die Gestalt des Jesus Christus sei ein Zodiakalmythos, vergleichbar der des Herkules und anderer mythischer Gestalten, die daher nicht als historische Wirklichkeit gelten könne, wurden immer wieder Mutmaßungen darüber angestellt, ob es ihn wirklich gegeben habe. Dies geschah vielfach unter der epistemologisch willkürlichen Annahme, die bestehenden Zeugnisse in den biblischen Berichten seien nicht gültig, da sie ja von Anhängern verfasst worden seien, nur außerbiblische Berichte könnten Zeugnis geben.

 

- Auch der Spiegel-Gründer Rudolf Augstein verfasste einst ein Buch, in dem er die Existenz eines historischen Jesus bestreitet, unter anderem, weil - außer in der Weihnachtsgeschichte bei Lukas und Matthäus - nirgends von der Geburt berichtet wird.

 

- Augstein war Zeitungmacher. Da war er der Meinung, wenn Jesus geboren wäre, müsse es doch in der Zeitung gestanden haben.  

 

- Es verhält sich umgekehrt: Um diese Geburt kann man nur im Geheimen wissen. Ein Licht im Stillen, so malten die flämischen Meister die Weihnachtsgeschichte.

Daher konnte es nicht in der Zeitung stehen und war der Öffentlichkeit verborgen. Das wirkliche Ereignis findet nicht in der Öffentlichkeit statt.

 

 

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- Die beiden Aufklärungsvertreter Dupuis und Volney hatten gegen Ende des 18. Jahrhunderts behauptet, die Schilderung von den zwölf Aposteln sei auf die zwölf Tierkreiszeichen zurückzuführen, Jesus stelle die Sonne dar, sein Lebensgang sei der Gang der Sonne durch den Tierkreis.

 

- Der vom Judentum zum Christentum konvertierte Bibliothekar J. B. Peres hielt dieser These etwa dreißig Jahre später eine Polemik entgegen. Er veröffentliche eine Schrift mit dem Titel: "Beweis, dass Napoleon nie existiert hat."

Er wandte den Schluss der beiden auf den elf Jahre zuvor verstorbenen Napoleon Bonaparte an: Zwölf Jahre habe dessen Herrschaft gedauert, zwölf Offiziere bildeten seinen engsten Stab, seine Mutter hieß Aurora - die Morgenröte, der Name Napoleon selbst sei eine Form von N‘Apollon,  dem Namen des Sonnengottes, welcher täglich von der Morgenröte geboren würde, seine vier Brüder seien die vier Jahreszeiten, seine drei Schwestern die drei Musen.

Die historische Existenz des Napoleon sei daher nur eine Sage, ein Zodiakalmythos, er könne mithin nie existiert haben.           

                                                               

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Philon von Alexandrien hatte den Logos als den Teiler bezeichnet, der das Jahr in die vier Jahreszeiten und zwölf Tierkreiszeichen teilt.

 

- Er meinte den Mythos. Denn es war der Begriff des Chochmah, den er mit "Logos" zu übertragen meinte. Das hebräische Cochmah bedeutet jedoch "Weisheit" wie auch "Schöpferkraft" im Sinne der Kunst.

Chochmah bezeugt sich selber im "Lied der Weisheit": 

"Der Ewige hat mich geschaffen als Anfang seines Weges, vor seinen Werken in der Urzeit; Von Ewigkeit her bin ich gebildet, vor dem Ursprung der Welt. Als die Urmeere noch nicht waren, wurde ich geboren ... Als er den Himmel baute, war ich dabei, als er den Erdkreis abmaß über den Wassern ... als er dem Meer sein Gesetz gab und die Wasser nicht seinen Befehl übertreten durften, als er die Fundamente der Erde abmaß,  da war ich als geliebtes Kind bei ihm. Ich war seine Freude Tag für Tag und spielte vor ihm allezeit. Ich spielte auf seinem Erdenrund und meine Freude war es, bei den Menschen zu sein". Sprüche,8:22

 

- Die Begrenzung der Wasser. Das ist der Übergang vom Ungeteilten des vierten Quadranten in die Zeit. Das Zeichen Steinbock. "Der Herr der Zeit ist selber in die Zeit" gekommen", heisst es im Advent.

 

- Justin der Philosoph nannte ihn das X - das Chi. Das ist das Weltenkreuz, das sich, im All ausgebreitet, als Äquator und Ekliptik zeigt.

 

-Das griechische Buchstabenzeichen bildet den ersten Buchstaben des Wortes Χριστόςs - Christos.

 

- Es ist das Kardinalkreuz der Jahreszeitenanfänge. Wenn man von den Kardinalpunkten ausgeht, mit einem Jahr gleich einem Grad, so ist man bei 12 Grad an jenem Punkt, als Jesus zwölf Jahre alt war und er sich von seinen Eltern entfernte und sie ihn suchten. Sie fanden ihn dann im Tempel, wo er den Gelehrten die Schrift auslegte und diese erstaunt waren über seine Weisheit und die Kraft seiner Worte. 

 

- Der Punkt von 12 Grad in den Kardinalzeichen enthält diesen Inhalt - die Entfernung vom elterlichen Milieu, Jupiter-Saturn/Jupiter-Uranus, und die geistige Öffnung und Anerkennung.

 

- Und als er dreissig geworden war, begann sein öffentliches Wirken, als der Punkt zwischen Steinbock und Wassermann überschritten wird, die Scheidung der Parallelzeichen.

Und drei Jahre später, als 3 Grad Wassermann erreicht sind wurde er in Jerusalem als König bejubelt, auf einem Esel reitend, wie in der Schrift prophezeit. 

Und dann kam die Kreuzigung, an Pessach, am 3. April, mit 33,3 Jahren. 

Und dann die Auferstehung am dritten Tag.

 

 

 

(C) Herbert Weiler, 23.12.2018