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Die Rehabilitierung der Templer

 

Auf das Betreiben des französischen Königs Philipp des Schönen hin wurden die Tempelritter im Jahre 1307 der Ketzerei bezichtigt und zahlreiche ihrer Würdenträger verhaftet. 

Die Angehörigen des ersten Kreuzritter-Ordens überhaupt, der sich dem Schutz der Pilger im Heiligen Land verpflichtet hatte und dessen Hauptsitz in Jerusalem auf dem Tempelberg lag, waren für ihren Kampfeinsatz ebenso bekannt wie für ihre caritative Tätigkeit und für ihre Dialogbereitschaft mit den Vertretern der anderen Religionen im Nahen Osten.

Neben der Beherbergung der Pilger und der Pflege der Kranken und Armen widmeten sie sich der Schaffung eines internationalen Geldwesens, mit dem es möglich war, sich etwa in London einen Reisescheck ausstellen zu lassen der in Jerusalem eingelöst werden konnte. Pilger, die zu einer mehrjährigen Reise ins Heilige Land aufbrachen, übergaben die Verwaltung ihrer Güter den Tempelrittern. Für die Zeit ihrer Abwesenheit ließen sie sich eine verschlüsselte Gutschrift ausstellen, die dem Wert ihres Eigentums entsprach und die überall, wo Templer ansässig waren, verrechnet werden konnte. Auf diese Weise waren sie gegen Raub gefeit und für ihre Liegenschaften wurde gesorgt.  So konnte im 13. Jahrhundert unter Obhut der Tempelritter ein bargeldloser Geldverkehr entstehen. 

Der Ruf der Templer war so gut und das Vertrauen in ihre Finanzgeschäfte so ausgeprägt, dass ihre Dienste von Christen, Juden und Muslimen gleichermaßen in Anspruch genommen wurden.

 

Das Geld dabei nicht zu horten, sondern es als Substanz eines caritativen Wirtschaftslebens zu verstehen, als Fließsubstanz, war das eigentliche Anliegen des Ordens. Rudolf Steiner

Der Reichtum, den der Orden auf diese Weise erworben hatte, den er verwaltete und einsetzte, erregte jedoch die Gier und das Mißtrauen des Königs von Frankreich, Philipp  des Schönen.

Er bewog den unter französischem Protektorat stehenden Papst Clemens V, der ohnehin schon den Sitz des Vatikans nach Avignon verlegt hatte, die Templer der Häresie zu bezichtigen.

Im Jahre 1307 wurde eine Anzahl der Ordensritter verhaftet, sie wurden gefoltert und zu Geständnissen angeblicher Ketzerei gezwungen. Viele wurden später verbrannt.

Der letzte Großmeister des Ordens, Jacob de Molay, der unter der Folter die Anschuldigungen zugegeben hatte, war zunächst zu lebenslangem Kerker verurteilt worden. Er widerrief jedoch anschließend das Geständnis. Daraufhin wurde er auf Anordnung des Königs ebenfalls hingerichtet.

Als er am Abend des 18. März des Jahres 1314 den Scheiterhaufen betrat, rief er, so ein Zeuge des Geschehens, Gott wisse, dass er unschuldig sei, Papst und König würden binnen eines Jahres von einem Unglück ereilt und mit ihm vor dem himmlischen Richter stehen.

Sowohl Clemens als auch Philipp starben bevor das Jahr zu Ende war.

 

Trotz der offensichtlichen Ranküne des Königs erschien das Urteil der Ketzerei über Jahrhunderte als letztes Wort der kirchlichen Rechtsprechung in der Sache.

Am 13. September 2001 fand jedoch die Historikerin Barbara Frale, Mitarbeiterin des Vatikanischen Geheimarchivs, eine Urkunde aus dem Jahre 1312, in der die Templer von dem Vorwurf der Ketzerei freigesprochen werden und ihre Unschuld bezeugt wird.

Papst Clemens hatte damals in der Burg Chinon die Vorwürfe unabhängig vom König untersucht und sie für nichtig erklärt. Die Templer seien unschuldig, besagt die Urkunde. Clemens hatte in der Folge jedoch nicht vermocht, sich gegen Philipp durchzusetzen. Er wurde schließlich selbst mit dem Vorwurf der Häresie bedroht. So kam es trotz des päpstlichen Urteils der erwiesenen Unschuld zur Ermordung der Tempelritter und der Vernichtung des Ordens.

 

Am Vormittag des 25. Oktober 2007 stellte der Vatikan unter der Ägide von Papst Benedict das Buch proccesos contra templarios vor, mit dem das Chinon-Pergament und damit die Rehabilitierung der Templer nach nahezu 700 Jahren veröffentlicht wurde.

 

Im Mittagshoroskop der Präsentation ist die Stellung von Null Grad Widder, des mundanen Anfangspunkts, markant. Der Punkt steht auf der Fügungsachse. In der rhythmischen Auslösung von 7 x 49 Jahren pro Haus wird er zur Zeit des Prozesses gegen die Templer überschritten.

Auf der Spitze von Haus Drei stehend, mit dem Zeichen Fische in Haus Zwei und dem Steinbock am Aufgang, geht es dabei um ein Prinzip des Gemeinwesens. Rudolf Steiners Charakterisierung des Wirkens der Templer als Initialisierung eines caritativen Geldwesens und Wirtschaftslebens wird damit bestätigt.

Der Null-Grad-Widder-Punkt wird 695 Jahre vor dem Ereignis der Veröffentlichung angetroffen -  damit präzise zur Zeit des Prozesses gegen die Templer und der Erstellung der verdrängten päpstlichen Urkunde im Jahre 1312. 

Der Mars im siebten Haus, der im Spiegel gegen den Pluto in Haus Zwölf steht, deckt die in die Zeitlosigkeit des Archivs verdrängte Rehabilitation auf und macht sie öffentlich. Der Zwang, dem sich Papst  Clemens einst unterwarf, wird benannt und gekennzeichnet. (...)

 

 

 

 

 

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