Ich ahnte eine schicksalhafte Wendung voraus

und schwamm einfach mit dem Strom der Veränderung.

 

Bob Dylan

 

 

 

 

Bob Dylan 

und der Nobelpreis

 

 

 

Bob Dylan gilt als einer der Exponenten jenes Zeitenwechsels, mit dem seine Karriere 

in den 1960er Jahren  begann. 

Und den er in einem seiner frühen Stücke besang,

eine Art Hymne des neuen Selbstverständnisses kreierend, the times they are a-changing.

 

Der Gestus entspricht dem Kleidungssignal der Jeans, deren Popularität mit der seinigen einherging.

Die Lässigkeit demonstrativ, verbleibend im Zeichen verblichener funktionaler Dienstbarkeit.

Der Vortrag eine stete Beschwerde.

 

Aszendent Schütze, mit einem Sonnenstand Zwillinge im 6. Feld, in Konjunktion mit Jupiter und im Quadrat zum Verbundsherrscher Mars in Haus 2.

Nach der Münchner Rhythmenlehre  enthält die Konstellation, mit der Lücke von Saturn-Uranus eine nicht vollzogene Trennung, die verbunden ist mit der Neigung, sich über die Verbindung mit einem starken Partner an der Gemeinschaft, in der man unterlegen ist und durch die man ausgegrenzt wird, rächen zu wollen.

siehe auch VWs abgasbetru>>

 

Bei Dylan wird dieser Partner abstrakt,  seiner Zeit gemäß, in der Vertretung  von Gerechtigkeit und Pazifismus gesucht, aus der heraus er die Rolle des außerhalb stehenden,  moralisierenden Anklägers einnimmt. Man hat das Recht auf seiner Seite.

Er verkörpert damit den Prototyp-Vertreter der Macht durch Moral, in der Klage über Abgewiesenheit und soziale Ungleichheit, in der er Projektionsfläche einer ganzen Generation wurde. Und in der er, der Nachahmer von Woody Guthrie,  auch nachdem die Thematik längst verlassen, in Ausdruck und Gebärde zahlreiche Nachahmer fand. 

 

Die Lässigkeits-Attitüde einer mit dekorativ-krächzender Stimme vorgetragenen Beschwerde, in der Pose des Außenseitertums und des Nichtangenommenen, ersetzt dabei den tatsächlichen Bruch mit der Gemeinschaft. Ersetzt den Sprung in eine Eigenständigkeit außerhalb der Spiegelflächen des Kollektivs. 

Dies ist es,  wozu er orientiert.

Die Etablierung einer Bürgerlichkeit mit dem Gestus des Nichtbürgerlichen.

 

Die notwendige Wandlung  der Zeitenwende von 1967 (Übergang über 0° Krebs, Wolfgang Döbereiner)  und der damit verbundene Bruch mit dem Überkommenen wurde romantisiert und der seelische Neuanfang besetzt.  

Freilich zeichnet dies die Hippy- und '68er-Bewegung schlechthin aus, unter deren Idolen Dylan nur einer neben anderen war. Der Erfolg stellte sich mit dem Song "Blowin' In The Wind" (1963) ein. Wütende Lieder wie "Masters Of War" oder "A Hard Rain’s A-Gonna Fall" qualifizierten Dylan für die weltweite Jugend- und Protestbewegung. SZ

 

Mit der Mittagshöhe auf  dem Saturn-Uranus-Punkt 17° Waage (MRL) und dem Neptun in der Jungfrau im 9. Haus erahnt er den Umbruch  und passt sich ihm an. Er selber artikuliert das in seinem autobiographischen Bekenntnis, eine Zeitenwende vorausgeahnt zu haben und einfach mitgeschwommen zu sein: Ich ahnte eine schicksalhafte Wendung voraus und schwamm einfach mit dem Strom der Veränderung.

Der Bürger definierte sich neu, Dylan spiegelt und bündelt den neuen Trend. 

Die Außenseiterpose verbleibt in den Verrichtungen des Kollektivs, gleichsam im Bereich der Außenseite, in der zugeteilten Rolle des Nichtangenommenen.

Es ist die Ungeborgenheit  des Tramps und Outlaws, - die Dylan, im Unterschied zu Guthrie, nie erlebt hat -  als Anschauung und dekorative Gebärde, aufbereitet zum Konsum:

 How does it feel / How does it feel /  To be without a home  / Like a complete unknown / Like a rolling stone?      (Bob Dylan)

 

Wie oft im öffentlichen - mundanen -  Geschehen ergeben die mundanen Tierkreiszeichen dabei ein Bild ihrer Verhältnisse.

So wurde Bob Dylan, Sonnenstand 3° Zwillinge,  bekannt, indem er die erlebte Erzählung des, im seelischen Zeichen Krebs, 21°, geborenen Woody Guthries reproduzierte und ins Demonstrative trug.

 

Signifikant auch der Unterschied zu Leonard Cohen, der im anderen Merkur-Zeichen, in der Jungfrau, geboren wurde. Und den man oft mit Dylan vergleicht. Dem astrologischen zweiten Quadranten zugehörig verbleibt Cohen nicht im Demonstrativen, sondern artikuliert aus der erlebten seelischen Befindlichkeit heraus.

 

 

 

Die Bekanntgabe des Literaturnobelpreises für Dylan vom Donnerstag, dem 13. Oktober 2016 fand statt unter dem Quadrat von Mars-Jupiter-Pluto.

Offenbar sucht auch der Nobelpreisbetrieb den starken Partner. Die Konstellation ist hier jedoch genuin. So finden sich im Horoskop des Testaments Alfred Nobels, vom  27. 11. 1895, Saturn, Uranus, Mars und Merkur in Konjunktion im Skorpion, und der Jupiter dazu im Spiegel im Löwen. 

 

 

In Dylans Horoskop findet  die Preisvergabe mit 75 Jahren über die Auslösung der Konjunktion von Uranus, Mond, Saturn und Jupiter im Stier durch Wassermann in Haus Drei statt.

Dylan ignoriert zunächst die Preisverleihung.  Vom Deutschlandfunk wird ihm eine Huldigung als Virtuose der Verweigerung  zuteil.

Ein Titel, nicht ohne ungewollte Ironie, angesichts der  Werbeverträge die der Preisträger mit der Autoindustrie und anderen Konzernen einging.

Freilich steht er damit nicht allein. Auch andere Vertreter ähnlich gelagerter Anliegen,  sahen keinen Widerspruch darin, Werbe-Lyrik zu dichten.

 

So Berthold Brecht, ebenfalls mit Schütze-Aszendent und Jupiter in Verbindung zum  Neptun, der, ebenfalls den Vorwurf der Hypokrisie nicht scheuend, eine Lobeshymne für die Autoindustrie dichtete: 

 

Wir liegen in der Kurve wie Klebestreifen.

Unser Motor ist:

Ein denkendes Erz.

Mensch, fahre uns!!

Wir fahren dich so ohne Erschütterung

Dass du glaubst, du liegst

In einem Wasser.

Berthold Brecht

 

Als Honorar erhielt er einen Wagen.

 

 

 

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- Jedenfalls eine authentische Begeisterung, die aus den Zeilen spricht -

 

- Brecht  hat den Wagen später zu Schrott gefahren, in einer Allee fuhr er gegen einen Baum. -

 

- Stimmt. Dann hat er ein neues Gedicht gemacht. „ein Auto in dem man überlebt ....“ Dafür hat er dann ein neues Modell bekommen.-

 

- Ein Steyr. Schon ein schöner Wagen.-

 

- Mag sein,  der Bürger definiert sich neu? Warum denn nicht? Was ist überhaupt der Bürger? Wofür bürgt er?-

 

- Der Bürger bürgt für den anderen Bürger. das ist die Bürgerschaft. Das Prinzip des Schutzes durch gegenseitige Absicherung und Versicherung in der bürgerlichen Gemeinschaft. Das Herdenprinzip.-

 

- Dylan hat doch auch völlig unopportune Wendungen vollzogen, wurde christlich und textete christliche Lieder. Seine angestammten Fans hat er oft sehr enttäuscht, als er etwa zur Rockmusik wechselt, und damit seine Anhänger unter den Folk- und Protestliedgeniessern vor den Kopf stieß.

 

- Und auch für diese war er ein Vorbild, viele begannen durch ihn überhaupt sich auf der Klampfe zu versuchen, „blowin in the winds“ konnte jeder, der eine Gitarre griff.-

 

- Freilich, ganze Heerscharen von sich selbst gerührten, klampfenden Jünglingen sind ihm zu verdanken, im Tross seines Trends. Wobei er tatsächlich nur auf einem Strom mit geschwommen ist, wie er selber zugibt.-

 

- Das eine oder andere kann man sich schon anhören.-

 

- Das kann man so oder so sehen.-

 

- Wenn die Nobelpreisvergabe unter Jupiter-Mars-Pluto-Verbindung stattfindet, so sucht doch offenbar auch das Nobelpreiskomitee den starken Partner.-

 

- So ist es ja auch.  Wurde sogar in den Medien hier und da artikuliert: der Nobelpreisbetrieb versuche sich an Bob Dylan dranzuhängen, um sich aufzufrischen oder was auch immer. „Der Nobelpreis braucht Bob Dylan“, lautete ein Titel im Deutschlandfunk.-

 

- Auch die Popularität und der Ruhm Dylans spielen sicher eine Rolle. wer kennt schon noch Jose Scaramago, geschweige denn sein Werk. Oder Günther Grass und sein Werk.-

 

- Satre hat den Nobelpreis abgelehnt.-

 

- Nicht nur Satre verweigerte sich. Bernhard Shaw hat ebenfalls abgelehnt, nahm aber witzigerweise das Preisgeld an, um es dann zu verschenken. Boris Pasternak nahm ihn nicht an, weil es ihm vermutlich von der sowjetischen Regierung verwehrt wurde.-

 

- Satre hat eine prägnante Erklärung zu seiner Ablehnung abgegeben. Ein Schriftsteller, so Satre, sollte nur mit den Mitteln handeln, die die seinen sind – mit dem geschriebenen Wort. Titel und Auszeichnungen würden seine Leser vom Inhalt wegbringen, einem Druck aussetzen, wie er sagte. Er nannte den Preis auch einen Versuch der Vereinnahmung. Es sei nicht dasselbe ob er mit  Jean-Paul Sartre oder Jean-Paul Sartre, Nobelpreisträger  unterzeichne. -

 

- Das trifft wohl auf jeden Titel zu. Mehr als in der Literatur allerdings in der Wissenschaft.  Wissenschaftler die den Preis erhielten werden stets als Nobelpreisträger genannt, bei Feynman oder Prigogine etwa obligatorisch. Bei Literaten redet man dagegen kaum etwa vom Nobelpreisträger Böll oder vom Nobelpreisträger Hamsun. Der Grund liegt wohl nicht zuletzt in der Erklärung Satres.

 

- Es heißt, Satre habe ein paar Jahre später angefragt, ob er das Geld noch erhalten könne.-

 

- Das behauptet ein Vertreter des Nobelpreisbetriebs. ob das stimmt ist fraglich -  schließlich waren diese Leute schwer gedemütigt durch Satres Ablehnung. Obwohl Satre durchaus so fair war, sie vorher zu warnen, er werde ablehnen.-

 

- Vermutlich sind sie davon ausgegangen, er würde schon annehmen, wenn es erst verkündet sei.-

 

-  Das war ein Irrtum. Jedenfalls wurde der Nobelpreis von Alfred Nobel gestiftet, der mit der Erfindung des Dynamits sein Vermögen erworben hatte. Indem er den Nobelpreis initiierte, wollte er die Gewinne verdienstvollen Vertretern aus Wissenschaft und Kunst zukommen lassen. Dazu noch der Friedensnobelpreis. In der ganzen Sache steckt mithin das Dynamit, die Saturn-Uranus-Explosion, der verweigerte gesellschaftliche Bruch. Der über das moralische Arrangement überbrückt wird.-

 

- Das ist die verborgene Sprengkraft, der Druck der Lücke von Jupiter-Neptun/Mars/Pluto. Kann schon sein, dass man sich unwohl fühlt, wenn man ihn entgegengenommen hat, den Nobelpreis.  -

 

- Vielleicht ist das der Druck, von dem Satre sagt, seine Leser seien ihm ausgesetzt, wenn er den Nobelpreis annähme.-

 

 

                

 

 

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(C) Herbert Antonius Weiler, Oktober 2016