Am  5. April 2014  ist Wolfgang Döbereiner, der Begründer der Münchner Rhythmenlehre, verstorben.

 

DeNachruf seiner Frau, Petra Döbereiner, erschien am 12. April 2014 auf der Webseite der Münchner Rhythmenlehre. 

 

Einige Tage später fand sich auf der Webseite des sog. Deutschen Astrologen-Verbandes, DAV,  ein, als Nachruf betitelter Angriff, der nicht anders als infam zu nennen ist.

Der Text veranlasste mich, auch wegen des irreführenden Inhalts, dazu einen Offenen Brief zu schreiben.

 

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Offener Brief an den Deutschen Astrologen Verband wegen des Nachrufs auf Wolfgang Döbereiner

 

Köln, den 5.6.2014

 

Sehr geehrte Damen und Herren,

 

auf Ihrer Webseite ist ein Nachruf auf Wolfgang Döbereiner vom 17. 4. 2014 zu lesen, verfasst von Christoph Schubert-Weller, zu dem ich Ihnen einen offenen Brief sende.

Wer der Astrologie  unbefangen nachgeht, weiß, dass sie mit Verbänden und formalen Zusammenschlüssen kaum vereinbar ist. Ein von Gemeinplätzen unabhängiges Denken, wie es die Astrologie erfordert, ist in Verbänden und Kollektiven eher ausgeschlossen. Ein Astrologenverband hat insofern etwas Widersprüchliches.

Wenn nun aus einem solchen Zusammenhang ein Nachruf auf Wolfgang Döbereiner erfolgt, der dies immer wieder und mit Schärfe formulierte, so überrascht die Rhetorik nicht, von der Ihr Text geprägt ist, zumal der Autor sich nicht scheut, seine Signatur mit Stellenwertsetikett zu versehen.

 

Eigentlich gebietet es der Anstand, den Nachruf auf einen Verstorbenen nicht mit einem Angriff zu verbinden. Daher passt es nur ins Bild, wenn dieser Angriff im Wesentlichen ein Gemenge von raunenden Unterstellungen und falschen Behauptungen enthält.

 

Jeder, der die Münchner Rhythmenlehre  kennt, weiß, dass Wolfgang Döbereiner „hässliche Gerichtsprozesse“ wegen „unautorisierter Verbreitung“ seiner Rhythmenlehre nicht geführt hat.

Eine Autorisierung seiner Schüler, etwa in Form eines Diploms der Münchner Rhythmenlehre oder sonstiger Verbandsbescheinigungen hat er tunlichst vermieden – dies gerade weil er einen Inhalt nicht durch Stellenwertsformalien verdrängt sehen wollte.

 

Die Unredlichkeit Ihrer Rhetorik wird vollends deutlich, wenn diese Behauptung zunächst als „Fama“, versehen mit dem Attribut „angeblich“, dargestellt wird – um sie im zweiten Satz sogleich als gegebene Tatsache abzuhandeln und zu unterstellen, Wolfgang Döbereiner sei gegen „korrekt zitierende Darstellung“ gerichtlich vorgegangen.

Schon die Terminologie ist unstimmig, denn Zitate bedürfen bekanntlich keiner Autorisierung. Sie bedürfen allerdings der Zitatierung. Zitieren kann jeder jeden, wenn das Zitat stimmt und es ausgewiesen ist.

Wer hingegen Inhalte missbraucht und zitiert, ohne dies kenntlich zu machen und ohne die Herkunft anzugeben, ist ein Plagiator.

Und das ist offensichtlich der Punkt, um den es hier geht und den ihr Text zu verschleiern sucht, um zugleich einen moralisierenden Vorwurf gegen den Hintergangenen anzubringen, dieser beharre „hermetisch“ auf dem, was ihm doch der Himmel geschenkt habe.

 

Diese Formulierung bedarf indes der näheren Betrachtung: Die Arbeit eines, im wörtlichen Sinne, ganzen Lebens, mit dem Verzicht auf Stellenwert, existenzielle Absicherung und Anerkennung, die Hervorbringung nicht nur eines, sondern mehrerer, neuer, genialer  Deutungssysteme über mehr als sechs Jahrzehnte, beliebt der Text einen „genialen Wurf Anfang der Fünfziger Jahre“ und ein „Geschenk“ zu nennen - um dann anzuschließen, dass ein „Geschenk“ nicht dem Urheber gehöre.

Nun kann man angesichts der Liste von Veröffentlichungen, der weitreichenden Seminartätigkeit, der Zahl seiner Schüler und der Hilfe, die Wolfgang Döbereiner, oft ohne Honorar,  jedem angedeihen ließ, der ihn um Rat fragte, kaum behaupten, dieser habe seine Erkenntnisse nicht mitgeteilt oder sich gar „hermetisch“ abgeschlossen.

Um was es also in Ihrem Text geht, ist mithin nicht der Anspruch auf Verbreitung und Mitteilung. Es geht auch nicht um „korrekt zitierende Darstellung".

Es geht um Aneignung.

Es geht um den Versuch, Urheberschaft zu entwerten und zu leugnen, um sich das Hervorgebrachte eines Anderen aneignen zu können. Das ist die Aussage hinter der Phraseologie.

Noch etwas zu den „Geschenken des Himmels“: In den Mythen, auf die sich die Wendung offenbar berufen möchte, vertraut der Himmel seine Geschenke aus gutem Grunde eher jenen an, die reinen und gütigen Herzens sind, die sie nicht veruntreuen, noch sich ihrer bemächtigen wollen - oder sie beanspruchen.

 

Mit freundlichen Grüßen,

Herbert Weiler

 

Nachtrag:

Es dürfte selbstverständlich sein, dass Wolfgang Döbereiner, entgegen Ihrer Darstellung, nie eine Aufnahme in Ihren Verband beantragt hat.

 

 

                

 

 

 

(C) Herbert Antonius Weiler 2014