Die Wahrnehmung als das Bestimmende

in der US-amerikanischen Verfassung

 

 

Ein wesentlicher Einfluss auf die Verfassung der Vereinigten Staaten von Amerika ging von der Staatstheorie des englischen Nominalisten John Locke aus.  

Locke postulierte die Annahme eines Naturrechts, dem universelle Gültigkeit zukomme. So habe jeder Mensch das Recht auf Leben, auf Freiheit sowie Besitz und körperliche Unversehrtheit. Die Aufgabe, dieses Recht der Individuen zu schaffen und zu erhalten, habe der Staat, der sich aus dieser Notwendigkeit konstituiere.  

 

Lockes Staatstheorie trug zur Englischen Revolution von 1688/89 bei, der die Schreckensherrschaft des Oliver Cromwell folgte, auf den Locke eine Lobeshymne verfasste.

Auch die Vordenker der Französischen Revolution von 1789, an die sich die Terrorherrschaft des Wohlfahrtsausschusses anschloss, beriefen sich auf Lockes Naturrechtsdefinition. So Rousseau mit dem programmatischen Satz Der Mensch ist frei geboren und liegt in Ketten, der zur Parole wurde.

 

Im Unterschied zu Thomas Hobbes, der die absolute staatliche Zentralgewalt, den Leviathan, forderte, um den Frieden zu garantieren, entwickelte Locke den Gedanken der Gewaltenteilung in Form unabhängiger Gerichte, denen gegenüber sich auch die Führung des Staates zu verantworten habe.

Das Rechtskonstrukt, geboren aus der Vereinbarung, allen Menschen die gleichen Rechte zuzugestehen, wird auf diese Weise zu einer abstrakten, höchsten Instanz des Gemeinwesens. Weder Cromwell noch die Jakobiner hielten sich daran und auch die Verlautbarer der amerikanischen Verfassung sahen keinen Widerspruch darin, Indianer, Farbige und zunächst auch Frauen und Besitzlose von der Zusicherung dieser grundlegenden Rechte auszunehmen.

 

Bei Locke ist der Leviathan, der bei Hobbes noch als Träger der absoluten Staatsmacht erscheint, entpersonalisiert.

Eine Erklärung zum Missverhältnis von Lockes liberalistisch anmutender Staatstheorie und der gesellschaftlichen Wirklichkeit ihrer Anwendung lässt sich in seiner Erkenntnistheorie finden, die den anderen wesentlichen Teil seines Werks darstellt.

Ähnlich seinen vom englischen Nominalismus geprägten Vordenkern lehnte Locke eine Wirklichkeit der Ideen ab. Die Wahrnehmung sei der Ideenbildung vorausgesetzt: Nichts ist im Verstand, was nicht vorher in den Sinnen gewesen ist. Damit formulierte er den Kern der nominalistischen Philosophie, der zufolge die Begriffsbildung lediglich menschliche Namensgebung ist. Zwar seien darin wesentliche Merkmale der Dinge erfasst, allein sei dieses Wesentliche menschliches Dazutun, das nicht in  den Dingen enthalten sei. 

Mit dieser Sicht ersetzt der Nominalismus die Wirklichkeit der Gestalt durch ihre Merkmale. Die Wahrnehmung dieser Merkmale wird als das Bestimmende betrachtet. Damit ist die Gestalt als Gegenüber ausgeschlossen

 

Ein Wesen der Dinge, welches im Erkennen des Menschen anwesend wird, sei nicht vorauszusetzen. Vielmehr sei die Seele ein weißes Blatt Papier Locke, auf dem die Wahrnehmungen zu Begriffen geordnet und zugeordnet werden. 

Die wahrzunehmenden Merkmale einer Rose würden der Rose zugeordnet und die des Tisches dem Tisch. Auf diese Weise entstünde eine Idee der Rose oder des Tisches. 

 

Die Entstehung eines Begriffsbildes der Rose, hervorgehend aus einem angenommenen Chaos der Sinneseindrücke, setzt freilich ein bewirkendes Urbild der Rose voraus, das der Zuordnung, auch wenn nur in der Wiederholung der Merkmale, zugrunde liegt. Die Zuordnung setzt bereits Systematik voraus, nach der zugeordnet wird. Bei Locke soll das System erst das Ergebnis seiner kognitiven Organisation sein: Die Wahrnehmungseindrücke sollen sich auf ein System hin ordnen, das zugleich aus ihnen hervorgehen soll. 

 

 

Der im Zeichen Jungfrau, am 29. August 1632 geborene Locke deklariert damit die Wahrnehmung als das Bestimmende.

Die Gestalt als ein Wahrnehmung Bewirkendes, in ihr Erscheinendes, ist damit ausgeschlossen.

Das Subjekt bleibt ungeöffnet, in sich selbst kreisend, indem die Wahrnehmung, gleichsam auf sich selbst bezogen, bestimmend wird. Schon bei Bacon angelegt, der die Erkenntnis als Erkenntnis des Nutzens definierte, gerät hier die Erhaltung des Subjekts zur Regelung, ohne Gegenüber, ohne Beziehung zum Nächsten, ohne dass der Andere als Person erkannt und zugelassen ist.

Tatsächlich entwickelt sich hier das Nutzdenken zum Maßstab. 

Dies ist es, was in der Häuserstellung des Donald Trump, mit dem Wassermann als Herrscher von Haus Sieben und Sechs, zur Krise drängt.     us-vefassung, trump und locke>>

 

 

In einem Staat, der nach Lockes Staatstheorie eine Funktion der Vernunft darstellt, ist die Freiheit des Einzelnen definiert durch die Einsicht in die Notwendigkeit, wie es der ebenfalls im Zeichen Jungfrau geborene Hegel artikulierte. Das Gemeinwesen wird darin nicht von der Beziehung der Individuen getragen, sondern von der Notwendigkeit der pragmatischen Übereinkunft.

Wird diese zu Instituition erklärt, muß sie zum Selbstläufer werden. 

 

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