Johannes & Caspar Wassersprung

 

 

Die zwei Brüder

 

- In der Sammlung der Gebrüder Grimm findet sich ein Märchen, das zwar im Hergang nicht der Geschichte des Christophorus noch der des Sindbad gleicht, das aber eine wesentliche Wendung enthält, die an Sindbads Geschick mit dem Alten des Meeres erinnert, einem Greis, dem er eine Hilfe zuteil werden lässt, die für Sindbad fatale Folgen hat.

 

Zwei Brüder werden von einem Jäger aufgezogen, nachdem ihr Vater sie verstoßen hatte. Sie lernen das Jägerhandwerk ihres Ziehvaters und als sie alt genug sind, ziehen sie in die Welt. In einem großen Wald laufen ihnen nacheinander ein Hase, ein Fuchs, ein Wolf, ein Bär und ein Löwe über den Weg. Die Tiere bitten um Schonung und übergeben dafür ein jedes zwei ihrer Jungen den Brüdern. Nach einer Weile kommen diese überein, sich zu trennen. Der eine geht nach Osten, der andere nach Westen. Die Tiere teilen sie sich, so das jeder einen Hasen, einen Fuchs, einen Wolf, einen Bären und einen Löwen im Gefolge hat.

Jener, der sich nach Westen gewandt hat, kommt in ein Königreich, das von einem Drachen bedroht wird, der jedes Jahr ein Menschenopfer fordert, zuletzt das der Königstochter. Mit Hilfe seiner Tiere gelingt es dem westlichen Bruder, den Drachen zu erschlagen. Nach einigen Komplikationen, indem zunächst ein betrügerischer Marschall sich für den Drachentöter ausgibt, erhält er schließlich die Königstochter zur Frau und lebt fortan mit ihr im Schloss des Vaters.

Eines Tages reitet er zur Jagd aus und gerät dabei mit seinen fünf Tieren in einen tiefen Wald. Als er am Abend ein Feuer macht, spricht ihn aus dem Geäst eines Baumes eine alte Frau an. Es friere sie arg und ob sie sich nicht auch am Feuer wärmen könne. Der Jäger lädt sie bereitwillig ein. Sie klagt jedoch, sich vor seinen Tieren zu ängstigen und fordert, er möge diese zuvor mit einer Gerte schlagen, die sie ihm hinunterreicht, damit sie ihr nichts tun. Der Jäger geht darauf ein. Aber nachdem er seine Tiere mit der Gerte berührt hat, werden sie zu Stein. Die Hexe springt nun lachend vom Baum herab und berührt auch ihn mit der Gerte, worauf auch er zu Stein erstarrt. Sie wirft ihn mit den Tieren in einen Graben, wo noch Dutzende andere Versteinerte liegen.

Sein Bruder, der nach Osten gewandert war, erfährt jedoch durch ein zuvor vereinbartes Zeichen vom Unglück des anderen. Er macht sich auf, ihn zu suchen.

 

- Ihr Ziehvater hatte ihnen ein Messer mitgegeben. Falls sie sich trennten, sollten sie es am Scheideweg in einen Baum stoßen.

Wenn es rostig würde auf der Seite, in deren Richtung der eine gegangen war, so wisse der andere, dass sein Bruder gestorben sei.

 

- Aber er war ja nicht gestorben, sondern zu Stein erstarrt.

 

- Als der nach Osten gewanderte Bruder an die Stelle des Scheidewegs kommt, findet er das Messer auf der Seite seines Bruders rostig, jedoch nur zur Hälfte, die andere Hälfte ist noch blank. Daher weiß er, dass seinem Bruder etwas zugestoßen ist, er ihn aber vielleicht noch retten kann.

Er findet nach einiger Zeit den verzauberten Wald und auch er wird, als er sich abends mit seinen Tieren am Rastplatz ein Feuer gemacht hat, von der Hexe im Baum angesprochen, ob sie wohl herunterkommen könne und sich am Feuer wärmen. Auch er lädt sie ein. Als sie ihn aber auffordert, seine Tiere mit der Gerte zu schlagen, damit sie vor ihnen sicher sein könne, traut er ihr nicht mehr und antwortet, seine Tiere schlage er nicht und sie möge sofort herunterkommen, sonst schieße er sie herunter.

Die Alte aber lacht nur über seine Worte. Darauf nimmt er seine Büchse und schießt. Sie aber lacht noch ärger und ruft, seine Kugeln könnten ihr nichts anhaben. Er weiß nun wohl mit wem er es zu tun hat und reißt sich, so das Märchen, drei silberne Knöpfe von der Jacke, lädt damit sein Gewehr und drückt ab, worauf die Alte getroffen vom Baum fällt. Darauf zwingt er sie, seinen Bruder und dessen Tiere mit der Gerte zu berühren, worauf alle wieder zum Leben erweckt werden.

   

- Die Zwillingsbrüder, von denen der eine nach Osten und der andere nach Westen zieht, ein jeder mit seinen fünf Tieren, stehen für den doppelten Saturn der Zeichen Wassermann und Steinbock, von wo aus der Tierkreis sich in die Parallelzeichenhälften mit je fünf weiteren Zeichen zu beiden Seiten teilt.

 

-In der Osthälfte, dem Haus des Morgens, wie es in der alten Astrologie genannt wird, beginnt mit Wassermann die Reihe Fische, Widder, Stier, Zwillinge und Krebs. In der Westhälfte, dem Haus des Abends, reihen sich,  mit Steinbock beginnend Schütze, Skorpion, Waage, Jungfrau und Löwe.

 

- Die fünf Tierpaare sind die Parallelzeichen. Aber welche Tiere sind welchem Zeichen zuzuordnen?

 

- Auch in der Geschichte von den zwei Brüdern bittet das Alte, wie bei Sindbad, um Hilfe. Bei Sindbad endet die Hilfe für den Helfenden in der Versklavung. Im Märchen von den zwei Brüdern führt sie für den, der sich nach Westen gewandt hatte, dem Abendhaus des Tierkreises auf der Seite des Steinbocks, in die Versteinerung. Aus der Versteinerung erlöst ihn sein Bruder, der sich der Wassermann-Seite der Janus-Achse zugewandt hatte, dem östlichen Haus des Morgens.

 

 

 

Von Johannes-Wassersprung und Caspar-Wassersprung

 

- In einer anderen Version der Geschichte, einem ganz ähnlichen Märchen, wird eine Königstochter von ihrem Vater, zusammen mit ihren Gespielinnen in einen Wald verbannt. Dort trinkt sie von einer wundersamen Quelle und bringt darauf Zwillingsbrüder zur Welt. Sie erhalten die Namen Johannes Wassersprung und Caspar Wassersprung. So auch der Titel des Märchens in der Sammlung der Brüder Grimm.

Auch diesen Zwillingsbrüdern schließen sich Tierpaare an, bevor sie, jeder mit seinen Tieren, in unterschiedliche Richtungen wandern.

 

- Sind es die gleichen Tiere, denen auch die zwei Brüder im Wald begegnen?

 

- Nein, ihr Großvater, der König, hatte, bevor sie sich aufmachten, jedem einen silbernen Stern, ein Pferd und einen Hund mit auf die Reise gegeben. Später im Wald laufen ihnen noch zwei Hasen und zwei Bären über den Weg. Diese bitten um Schonung und folgen fortan den beiden. Jeder hat also einen silbernen Stern und vier Tiere dabei.

 

-  Es ist Johannes-Wassersprung, der auf der Jagd an eine alte Frau gerät, die ihn und seine Tiere zu Stein verwandelt. Auch hier erfährt der andere Bruder, Caspar-Wassersprung, anhand eines rostigen Messers vom Unglück seines Bruders und macht sich auf den Weg. Auch er kann ihn aus der Erstarrung erlösen.

 

-  Zwar ist in diesem Märchen nicht von Osten und Westen die Rede, jedoch enthält der Name des Caspar-Wassersprung einen Bezug zum Osten. Nach der Überlieferung trägt einer der Sterndeuter aus dem Osten, von deren Besuch an der Krippe im Stall zu Bethlehem das Matthäus-Evangelium berichtet, diesen Namen. Die Heiligen Drei Könige, die nach der katholischen Überlieferung Caspar, Melchior und Balthasar heißen.

 

- Anhand des Namens Wassersprung  wird die Natur der beiden Brüder deutlich: Es sind die beiden Saturnzeichen Wassermann und Steinbock, deren Scheideweg die Janus- Achse bildet. Es sind die beiden Richtungen der Zwillingsgesichter des Janus. Den der Lyriker Ovid Die Quelle des still dahingleitenden Jahres nennt.

 

- Die Geschichte erzählt hauptsächlich von den Erlebnissen des einen Bruders, der nach Westen gewandert ist, der Seite des Steinbock-Saturns. Er besiegt den Drachen, heiratet die Königstochter wird das Königreich erben. Aber er erliegt der Versteinerung durch die Alte im Baum. Sein Saturn sklerotisiert und zeigt damit an, dass der Ursprung nicht mehr zugelassen wurde, der Wassermann-Saturn. Die Seite des anderen Bruders. Dieser wiederum war, soweit bekannt, keinem Drachen begegnet, den es zu besiegen galt.

Aber als er vom Unglück des einen erfährt, macht er sich auf, widersteht der Nötigung durch die Alte im Baum und kann ihn aus der Erstarrung erlösen.

Der Strom des Lebens vom Ursprung über die Bestimmung zur Gestalt der Gegenwart kann wieder fließen.

 

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 Quellen:

Die zwei Brüder >>

Von Johannes-Wassersprung 

und Caspar-Wassersprung  >>

 

 

 

 

 

 

- Was hat es mit den neu entdeckten Planeten, Uranus, Neptun und Pluto auf sich, die in der Astrologie für drei der Parallelzeichen als zuständig erachtet werden? 

 

- Ihre Entdeckung ist bedingt durch den technischen Fortschritt, das Fernrohr, mit dem der Uranus und Neptun geortet werden konnte und des weiteren die modernen Teleskope, die die Entdeckung von Pluto und weiteren Himmelskörpern weit jenseits der Bahn des Saturns ermöglichten, Des Saturns, der doch seit Jahrtausenden als der langsamste Planet und als Grenze galt. 

 

- Wenn die technischen Prothesen erst ihre Entdeckung ermöglichen, so bedeutet dies umgekehrt, dass die  Perfektion der Technik erst die Zuständigkeit der durch sie entdeckten Himmelskörper erschafft.

 

- Betrachtet man die Reihenfolge der Entdeckung der Planeten, so stellt sich der Saturn als Grenze dar, über die sich die Zuständigkeit der neuen Himmelskörper für die Parallelzeichen spiegelt:

Der Saturn steht für Wassermann und Steinbock, deren Grenze die Janus-Achse bildet

Der äußerste Planet und langsamste Läufer.

Betrachtet man diese Grenze als Spiegelachse, so spiegelt der erste Transsaturnier, der Uranus, den Saturn selber -  er steht für den bisherigen Wassermann-Saturn. 

 

 

 

Der nächste Transsaturnier steht dann für den nächstschnelleren Planeten diesseits des Saturns, der Neptun. Er ersetzt den Fische-Jupiter.  Der nun nächste Transsaturnier Pluto wiederum steht für den nächst inneren Planeten, den Mars, er ersetzt den Skorpion-Mars.

 

- Wobei sich die Zeichen Wassermann und Fische links der Janus-Achse befinden, bzw. in der Osthälfte, Skorpion aber wieder in der Westhälfte rechts der Achse. In diesem Zusammenhang steht womöglich die hauptsächlich von amerikanischen Astrologen behauptete Zuordnung des Pluto zum Zeichen Widder.

 

- Vielleicht zwei links, zwei rechts? Pluto und das Zeichen Skorpion auf der Westhälfte entsprechen der Begegnung des westlichen Bruder mit dem Drachen, von der beim östlichen Bruder nicht die Rede ist.

 

 

- Was ist mit den noch weiter entfernten Transsaturniern, die seit Pluto entdeckt wurden? Eris, Sedna, Orcus und wie sie alle heißen? Müsste der Reihenfolge der Parallelzeichen nach nicht das Pendant der Zuständigkeit für die Stier- oder Waage-Venus kommen? Eris ist fast so groß, wie Pluto. Und ihre Runde dauert wenig mehr als die doppelte Anzahl von Jahren. Es ist die erste weibliche Namenszuordnung für einen Transsaturnier. Eris gilt als Göttin der Zwietracht und des Streits, hat also einen Bezug zum Thema der Vergemeinschaftung und der Begegnung. Und damit zu den Zeichen Stier oder Waage.

 

- Der Mars stellt innerhalb der Planeten-Rhythmen auch eine Grenze dar. Er ist der erste der obersonnigen Planeten, also der erste der drei alten Planeten, die langsamer laufen als die Sonne. Auf der anderen Seite die untersonnigen Planeten Venus, Merkur und Mond, die schneller laufen als die Sonne. Es ist die chaldäische Reihe, Mond, Merkur, Venus, Sonne, Mars, Jupiter, Saturn, mit der Sonne in der Mitte.

 

- Ein nächster Transsaturnier als Pendant zur Sonne wäre angesichts der inflationären Menge neuentdeckter Himmelskörper jenseits des Pluto-Rhythmus  nicht nur astronomisch  kaum denkbar, er widerspräche auch dem Bild der chaldäischen Reihe mit der Sonne in der Mitte. Das Pendant zur Sonne  müsste ein peripheres Gebilde sein, kein konkreter Körper.

(...)

 

 

 

 

 

Herbst, 2022

 

 

 

(Thematik und Begriff der Janus-Achse sind nicht Teil des Systems der Münchner Rhythmenlehre) 

 

 

(C) Herbert Weiler