Der Essay ist enthalten in dem Buch

Die Wohnmaschine 

Essays und Betrachtungen

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Morals & Machines

 Gehört die Zukunft der künstlichen Intelligenz?

Werden Mensch und Maschine zu einer neuen Spezies verschmelzen?

Und welche Rolle spielen dann Ethik, Bewusstsein und unsere Werte?

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um mit uns die Zukunft der Menschheit zu diskutieren.

Veranstaltungsankündigung der WirtschaftsWoche, Berlin 27.06. - 28.06.2018

 

 

 

 

Das Roboter-Interview

Wie die Kanzlerin sich von einem Gerät interviewen lässt

 

 

- Unter dem Motto Morals & Machines fand in der Berliner St. Elisabeth-Kirche, einem evangelischen Veranstaltungszentrum, eine Präsentation zu den Entwicklungen im Bemühen um Künstliche Intelligenz statt. Zum Auftakt am Abend des 27. 6. 2018 erschien auch Angela Merkel auf der Bühne. Die Bundeskanzlerin sollte von einem Roboter interviewt werden. Zum ersten Male, hieß es, käme es zu einer Unterhaltung zwischen einem Regierungsoberhaupt und einem Roboter.

Ein Gerät mit weiblicher Gummimaske und langem Rock schob sich heran und spulte über Algorithmen generierte Sätze ab, auf die die deutsche Bundeskanzlerin reagierte, als säße sie einer Gesprächspartnerin gegenüber.  >>

 

- Allein der Begriff der Künstlichen Intelligenz ist bereits eine Gedankenlosigkeit, sofern mit Intelligenz die Denkfähigkeit gemeint sein sollte. Indem er glauben machen will, dass Mechanismen denken können und Denken ein mechanischer Vorgang sei. 

 

- Es gibt die Ansicht, dass ohnehin alles ein mechanischer, kausaler Vorgang sei. Vertreter der Neurowissenschaft erklären, das eigene Denken und der freie Wille seien nur Illusionen. 

 

- Spinoza hat in diesem Sinne mal geäußert, wenn ein Stein in die Luft geworfen würde, und wenn dieser denken könne, würde er vermutlich annehmen, er selber sei es, von dem diese Bewegung ausginge. Rudolf Steiner kommentierte dazu treffend: Wenn ein Stein denken könnte, wäre er kein Stein mehr.

 

- Die Rede von der Künstlichen Intelligenz verkennt, dass das Denken eine Eigenbewegung, mithin einen Willen voraussetzt. Dieser kann aus der Logik der Sache heraus algorithmisch nicht erfasst,

geschweige den evoziert werden: die Nicht-Regelbarkeit lässt sich nicht über Regeln hervorrufen. Das ist wie der Versuch ein Perpetuum Mobile zu bauen - das Gerät, dass seine eigene Bewegung hervorruft und unterhält. Der Vorgang, der sich selbst bewirkt, anstatt Geschehen einer Gestalt zu sein.

 

- Der englische Mathematiker Roger Penrose hat die systemische Unmöglichkeit einer Künstlichen Intelligenz vor etlichen Jahren in seinem Buch Computerdenken >>  nachgewiesen.

 

- Es muss nichts nachgewiesen werden, was ohnehin klar ist. Der ganze Hype um die Künstliche Intelligenz ist nur ein Gerede von Leuten, die nicht denken können und die ihre Unfähigkeit zu denken zum Maßstab oder zum Naturgesetz erklären, indem sie verkünden, das Denken sei ohnehin determiniert und damit konstruierbar.

 

- Das stimmt freilich überein mit Merkels Rhetorik des Sachzwangs >>, bzw. der von ihr angeführten  Apodiktik der Alternativlosigkeit, sowie mit ihrer Verweigerung des Dialogs in Form jener aussagelosen Phraseologien, von denen ihre Statements bestimmt sind.

 

- Tatsächlich könnte man dies bereits eine von Algorithmen geprägte Rhetorik nennen. So tat ihr Generalsekretär bei einem Interview im Rahmen eines Dokudramas mit Bewunderung kund, Merkel habe die Fähigkeit "eine Rede halten und dabei an etwas ganz anderes denken". ZDF "Stunden der Entscheidung", referiert in der FAZ vom 04.09.2019

 

- Das korrespondiert möglicherweise mit der Fähigkeit des Publikums, beim Hören auch an etwas ganz anderes zu denken. So trifft es sich wieder

 

- Dementsprechend hatte Merkel sich einst, zu ihrem fünfzigsten Geburtstag einen Vortrag des Neurologen Wolf Singer gewünscht, der die These vertritt, der freie Wille und das Ich  seien nur Illusionen und jede Handlung, jede Entscheidung sei durch neurologische Prozesse vorgegeben.

 

- Laut Auskunft des Instituts hat Frau Merkel die Bühne der St. Elisabeth-Kirche um 19:30 Uhr betreten, um sich von einem Roboter interviewen zu lassen.

 

 

St. Elisabeth-Kirche, 19:30 Uhr,  27.06.2018, Berlin 

 

- Der Sommerverbund, mit dem Krebs in Haus Sieben beginnend, bezeugt mit dem Mond in Haus Eins -  in Konjunktion mit Saturn und in Opposition zur Sonne -  die öffentliche Vorführung der Deklaration der Bestimmungslosigkeit des Lebens des Einzelnen und damit die Proklamation der Fremdbestimmtheit.

Etwas Neues soll gezeigt werden -  das künstliche Denken, angezeigt durch Jupiter, als Herrscher des Aufgangs, in Haus Elf. Dort im Skorpion stehend und von Pluto im Steinbock nach Haus Zwei geführt, zeigt Jupiter an, dass hier der Ursprung in einer sich selbst veranlassenden Mechanik gesucht wird, das verselbständigte Programm. 

 

- Wer als Regierungsoberhaupt einen Roboter als Gesprächspartner vorführt, signalisiert letztlich der Öffentlichkeit: Auch ihr seit nur Algorithmen. Der Mond auf Null Grad Steinbock macht die Aussage grundsätzlich. Eine Zäsur.

 

- Der Topos von der denkenden Maschine führt in seinen Variationen in Literatur und Film, etwa Welt am Draht, Matrix oder Westworld,  letztlich stets den Zweifel an der eigenen Identität des Menschen vor. So steht auch das Ziel des Verbunds mit Merkur auf 28 Grad Krebs mit der Charakteristik der Merkur-Pluto-Verbindung Münchner Rhythmenlehre, der programmierten Fremdbestimmtheit und Identitätslosigkeit.

 

- Der Irrtum basiert auf der von Descartes initiierten Denkhaltung des Ich denke, also bin ich, nach der die Identität, das Ich,  gleichzusetzen mit dessen Reflexion sei.

Daraus folgernd wird dann die Reflexion wiederum der Existenz des Reflektierten vorausgesetzt. Martin Buber legt die Zirkelschlüssigkeit dieser Folgerung dar.

 

Martin Buber zu Descartes "Ich denke also bin ich" >>

 

 Iteration und Descartes Existenzbeweis >> 

 

 

 

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(C) Herbert Weiler 2018/19