Der vierzehnte Tag und Ostern

 

Am vierzehnten Tag des Frühlingsmonats sollten die Kinder Israels aus der Ägyptischen Gefangenschaft ausziehen. Gott hatte dem Moses diesen Termin genannt, auf dass sich das Volk für diesen Tag bereitmachen sollte.  Was hatte es mit dem vierzehnten Tag auf sich? Der Monat begann im lunisolaren Kalender, den einst die Babylonier hervorgebracht hatten und der bei den meisten Völkern der Antike in Gebrauch war, mit dem Neumond. Der Anfang der Monatsreihe und damit der des ersten Monats orientierte sich jedoch am Sonnenjahr, so dass auf den ersten Neumond nach Frühlingsanfang der Beginn des ersten Monats und damit der Jahresanfang fiel. Die Zeit von Neumond zu Neumond beträgt rund 28 Tage und die Hälfte dieser Zeit, der vierzehnte Tag nach Neumond, an dem die Israeliten aus Ägypten ausziehen sollten, war mithin die Zeit der Vollmonds. 

 

Bei den Römern wurden die Monatsanfänge, also die Neumonde, die Kalenden genannt und die Monatsmitte mit dem Vollmond nannte man die Iden.

 

Die Iden des März, an denen Cäsar ermordet wurde, stimmten jedoch nicht mehr mit dem Vollmond überein, da Monatszählung und Jahresanfang bei den Römern verschoben worden war und später von Cäsar unabhängig von den Mondzyklen gezählt wurden.

 

Aber zur Zeit der lunisolaren Monatszählung  war der erste Neumond nach dem Frühlingsäquinoctikum gleichbedeutend mit dem Beginn des ersten Monats und des Jahresanfangs. Man rechnete mit zwölf Mondrunden pro Jahr, entsprechen den zwölf Tierkreiszeichen.

 

Auch deren Beginn war zur Zeit der Entstehung der babylonischen Astrologie noch an die Mondrunden gebunden. Erst später wurden die zwölf Tierkreisphasen zu je dreissig Grad auf dem Kreis der Sonnenbahn festgelegt.

Da der Reigen der zwölf Mondrunden mit seinen 354 Tagen elf Tage kürzer ist als das 365 Tage betragende Sonnenjahr, fügte man am Ende dem letzten Monat Addar genannt und dem Zeichen Fische entsprechend, periodisch einen dreizehnten Schaltmonat hinzu,  den man schlicht den zweiten Addar nannte. Einer der Gründe für die Pluralität im Namen des Zeichens Fische mit dem Bild der beiden Fische.

 

Der erste Monat, bei den Babyloniern Nisan genannt, entsprach dem Zeichen Widder. Die Befreiung aus der ägyptischen Gefangenschaft fand demnach am vierzehnten Tag der Phase des Widders statt.

Freilich zu einer Zeit, als den Tierkreisphasen noch keine festgelegten Abschnitte auf der Ekliptik zugeordnet waren und die Widderphase, statt mit  dem Frühlingsäquinoktikum, mit dem ersten Neumond danach begann. 

Es stellt sich die Frage, ob die in den Schriften genannten Tage der Monats-Tierkreisphasen in der späteren fixen Übertragung der zwölf Phasen auf die Ekliptik den betreffenden Graden entsprechen, ob also die mit dem Auszug aus Ägypten verbundene Charakteristik des vierzehnten Nisan mit dem vierzehnten Grad im Zeichen Widder übereinstimmt. 

Der Punkt der vierzehn Grad Widder spielt in der Münchner Rhythmenlehre ein prägnante Rolle. Wolfgang Döbereiner weist ihm die Charakteristik der Jupiter-Uranus-Verbindung zu und verbindet mit ihm eine glückliche Wendung -  "... Erhöhter Stellenwert ohne Herdenintegration, Größte Anerkennung im öffentlichen Bewußtsein, Sprung in eine neue Welt. Glückliche Fügung in letzter Sekunde ..."

 

Eine Charakteristik, die dem Auszug aus der ägyptischen Gefangenschaft am vierzehnten Tags des Frühlingsmonats  entsprechen.

 

Verfolgt man die weitere Geschichte dieses Tages, so geschah am vierzehnten Nisan allerdings auch die Kreuzigung Christi. Der Tag wurde seit dem Auszug aus Ägypten alljährlich als das Pessach-Fest gefeiert. Es war am Vortage, dem Rüsttag zum Pessach-Fest, als man Jesus auslieferte und er um die neunte Stunde, von Tagesbeginn um sechs Uhr also um drei Uhr nachmittags, gekreuzigt wurde.  Auferstehung am dritten Tage