In dem unteren Text ist der postalveolare Reibelaut, das deutsche SCH, durch ein eigenes Zeichen dargestellt,  das Scha -  Շ - des armenischen Alphabets. Dies sowohl wenn er, wie im Deutschen ausschließlich, stimmlos vorkommt, als auch bei Lehn- oder Fremdwörtern, in denen er stimmhaft erscheint, etwa Garage.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

                     

                  Entշeidung in der Շweiz

                                                                  Romanfragment

 

Der Շütze war hinter die Abշperrung getreten um besser zielen zu können.

Doch շon war Շneider gefolgt. ”Du Շuft" rief Շneider, "Շweine, noch dazu Hausշweine mit dem Kleinkaliber abշießen!”

Er war aussergewöhnlich wütend: ”Շnitzel willst Du essen, soso – im Շlund sollen sie Dir շteckenbleiben. Du wirst dieses Շwitzer Շtallhüsli nur in Handշellen verlassen.”

 

Einige der Շweine waren durch den Tumult in Unruhe geraten und trollten sich verängstigt Richtung Շtall. Dabei gerieten sie an die Շtützbalken des Շwitzer Raշthüsli, das sich über ihrem Domizil befand.

 

Am Hang gebaut, mit Vorderseite und Eingangstür ebenerdig zum Weg, befand sich der hintere Teil des Hüsli in beträchtlicher Höhe über den abfallenden Wiesen, geշtützt von einem Balkenwerk, welches darunter den Շtall bildete.

Շneider und der vermummte Շütze bemerkten nicht, wie der Pfahlbau über dem Շweinekoben gefährlich wankte.

 

”Maske runter!” schrie Շneider den maßlosen Fleiշesser an und riß ihm die Շröder-Maske vom Gesicht.

Erշrocken hielt der Tierշutzbeamte inne, er շaute in das Gesicht seines Halbruders Karl-Georg.

”Ja – ich bin es – Dein Halbruder Karl-Georg” kam es aus dem Mund des Fleiշsüchtigen.

Der Bruder! Vor Շneiders geistigem Auge liefen die Bilder der gemeinsamen Kindheit ab. Die Wiesen und Wälder der շlesiշen Heimat, die Շeunen mit dem Geruch nach Heu und dem Dieselöl der Landmaշinen. Die Floßfahrt auf dem Buշweiher, bei der Karl-Georg in die Froշlaiche fiel - und dann die, für Karl-Georg so unglücklich verlaufende Pubertät.

Շließlich die Շeidung der Eltern, bei welcher der Bruder mit der Mutter fortzog und einen neuen Nachnamen erhielt.

 

”Ja շau nur! Ich weiß es ja”, rief der Unglückliche aus, ”was ist nur aus mir geworden!”.

”In einem Շtallhüsli muß ich dich wiedertreffen. Wo Du mit einem Kleinkalibergewehr versuchst ein Շwein zu շießen. Wenn das die Mutter wüßt'”.

Zorn շtieg in Շneider empor. ”Sie darf es nicht erfahren. Hörst du! Niemals” Er packte sein zerknirշtes Gegenüber am Revers und շüttelte den Unglücklichen.

”Sie darf es nie erfahren. Und du mußt diese Շweinefleiշsucht in den Griff kriegen. Wir werden uns gemeinsam darum kümmern. Wieviel brauchst Du jetzt am Tage?”

Er blickte seinem, unter so unerwarteten Umշtänden wiedergefunden Halbruder forշend ins շamrote Antlitz.

”Acht” kam es zögernd aus dessen Mund. ”Շtimmt das? Sag die Wahrheit – շwörst Du es? Nur acht?” շrie der Tierշützer.

”Acht den Tag über und abends noch mal vier!”

”Also zwölf? Und nicht mehr? Brüderlein, ich rate dir, sag die Wahrheit” drohte Շneider.

”Nachts um viere, da werd‘ ich meistens wach. Dann kämen noch so drei dazu!”.

”Also fünfzehn Շnitzel am Tage. Fünfzehn Շnitzel – und das jeden Tag. Wie kann ein Mensch soviel Շweinefleiշ essen. Kein Wunder das deine Histamine verrückt շpielen.”

 

Von den beiden Brüdern unbemerkt hatten die aufgeregten Շweine währenddessen die maroden Pfahlշtützen unter dem Շwitzer Շtallhüsli demoliert. Unter dem Ächzen des geշundenen Materials gab շließlich die gesamte Konstruktion nach.

Das Շtallhüsli, samt dem Waշraum, indem sich Շneider und sein Halbbruder befanden, neigte sich zum Hang hin und kippte langsam über die Reste der zusammengebrochenen Շtützpfähle in den Շweinekoben.

Շneider hatte sich am Wasserhahn festhalten können und als das Շtallgebäude zum Շtillstand kam, war er in entշieden glücklicherer Lage als sein Halbbruder, der durch die zerշtörte Hüsliwand nach draußen geշlittert war.

Dort war er – Ironie des Շicksals - auf dem Rücken der größten Sau gelandet die vor Շreck im Galopp lospreշte. Und das mit շier atemberaubendem Tempo.

Karl-Georg blieb nichts anderes übrig als sich festzuhalten – und so ging die Reise los.

 

Im շtraffen Galopp versuchte die Sau, das Gatter rammend, ihre ungewohnte Last abzuշtreifen.

Carl-Jürgen hielt sich unwillkürlich auf dem Rücken des gewaltigen rosafarbenen Tieres fest.

Einerseits fürchtete er շlicht bei dem Tempo, welches die Sau entwickelte, allzu unsanft im Շlamm des Շweinekobens zu landen, zum anderen keimte eine leise Hoffnung in ihm, so vielleicht der unangenehmen Konfrontation mit seinem Halbruder entfliehen zu können.

 

Dieser hatte sich am Wasserhahn des Waշraumes emporgezogen, war aus dem Fenster hinausgeklettert und շtand nun wankend auf den Resten des Շtallhüsli, das, halb auf einer Seite liegend, im Morast des Շweinekobens zum Շtillstand gekommen war. Շneider շaute sich um und erblickte das rennende Շwein.

Ungläubig sah er, wie sich sein Bruder, mehr liegend als aufrecht, auf dem Rücken der rennenden, rosa Sau festhielt.

Er sah das Tier mit seinem Bruder, nachdem es durch das Gatter gebrochen war, auf der Bergշstraße davon preշen. In der rechten Hand hielt Carl-Jürgen immer noch das Kleinkalibergewehr.

 

Շneider sah zunächst keine Շance die unmittelbare Verfolgung aufzunehmen.

Bis er sich von den wackeligen Trümmern des Շtallhüsli heruntergearbeitet hatte war der Bruder bereits längst hinter der nächsten Biegung verշwunden.

Zumal auch, bei dem Tempo, welches die galoppierende Sau entwickelte, an eine Verfolgung zu Fuß nicht zu denken war.

Und ein anderes Tier von der Kapazität konnte Շneider nicht ausmachen. Und wie hätte er es auch beշteigen sollen? Und wie sollte er es dazu bewegen seinem Bruder nachzurennen? Nein, hier galt es erst einmal innezuhalten.

Er setzte sich auf einen Grasnaben und dachte nach.

 

Eben hatte er noch triumphierend den vermummten Շnitzeljäger gefasst. Dann mußte er erkennen, dass er seinen verշollenen Halbbruder vor sich hatte.

Und dieser war nun auf dem Rücken einer rennenden Sau wiederum verշwunden.

Շneider saß neben den Resten des zusammengeշtürzten Շtallhüsli und շtarrte ins Tal. Was konnte er tun?

Die Շweine hatten sich mittlerweile beruhigt und trollten sich, hin und wieder Laute von sich gebend, ihrer Wege.

 

Einige versammelten sich um Շneider zu betrachten. Aus ihren hellblauen Äuglein mit den auffälligen weißen Wimpern շauten sie ihn an. Andere hatten sich im Gras niedergelegt. Mit ihrer rosafarbenen, sonnenbrandgefährdeten Haut erinnerten sie ihn an hellhäutige Urlauber am Շtrand.

Als Շneider vor einigen Jahren auf einer Karibikinsel wegen des dortigen illegalen Papageienfangs zu tun hatte, war er bei einem Շpaziergang am Շtrand, als er sich nach Beendigung seiner Arbeit noch ein paar Tage Urlaub gönnte, auf ein umzäuntes Karree geշtoßen, nicht größer als ein Fußballfeld. Innerhalb des Karrees hatten nordeuropäische Touristen auf Handtüchern gelegen, շlafend oder in die Sonne blinzelnd.

Die Bevölkerung der Insel beշtand vorwiegend aus den farbigen Nachkommen der ehemaligen Sklavenkolonie.

In dem umzäunten Karree, welches Շneider damals erblickt hatte, befanden sich nur hellhäutige Urlauber die sich in ihren Badeanzügen sonnten.

Deren Hotelgesellschaft hatte die Umzäunung geշaffen um den Gästen einen separaten Շtrand, ohne Berührung mit der einheimiշen Bevölkerung der Insel garantieren zu können.

Der Anblick dieser Urlauber deren Exklusivität so offensichtlich zur Einzäunung geworden war, hätte jedoch grotesker nicht sein können.

Die farbigen Bewohner der Insel, die beim Շpaziergang im Vorrübergehen den einen oder anderen gelassenen Blick auf die umzäunt und ausgestellten Badegäste warfen, während diese ihrerseits die Zaungäste betrachteten, vollendeten das Bild dieser Szene.

Շneider war damals շtaunend  շtehen geblieben – nun wurde er an sein Erlebnis erinnert.

 

Er machte sich daran, das von dem rennenden Շwein niedergerissene Gatter notdürftig zu reparieren.

Dann  շtieg er der den Weg hinab ins Tal. Es dämmerte bereits und er gedachte sich noch vor Anbruch der Dunkelheit in einer Pension oder einem Gasthaus ein Zimmer zu mieten.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Er würde auch dem Eigentümer der Շweine über den Շaden Beշeid geben müssen. Und auch über die entlaufene Sau.

Einen Bericht würde er շreiben müssen an seine Dienstշtelle. Wie er die Begegnung mit seinem Halbbruder darin unterbringen sollte, wußte er noch nicht.

 

Der Weg war շteinig und zum Teil mit Շotterշteinen belegt, wohl um die tiefen Löcher von den Rinnsalen der letzten Շneeշmelze auszufüllen.

Dies machte das Gehen, bei zunehmender Dämmerung gefahrvoller, da der Շotter unter seinen Շuhen immer wieder in Bewegung geriet. Շneider fühlte sich beim Abշteigen unsicher. Das war շon immer so gewesen. Ein Abշtieg շtrengte ihn unverhältnismäßig mehr an, als eine Շteigung.

Bergauf konnte er unermüdlich und շnell gehen. Bergab machte es ihm zu շaffen. Da hatte er permanent Angst hinzufallen oder auszurutշen. Es war die Möglichkeit der unkontrollierten Bewegung, des Rutշens oder Ausgleitens, die ihn ängstlich und zaudernd im Շritt machte.

Bei seinem Bruder war es anders. Der hatte geradezu eine շpielerische Leichtigkeit beim Bewältigen abfallender Höhenunterշiede entwickelt, bei der er ein Rutշen oder Ausgleiten fast in den Bewegungsablauf zu integrieren շien, so dass er immer wieder sein Gleichgewicht fand.

Շneider wußte jedoch nur zu gut, das er kein Glück haben würde, wenn er seinen Weg ins Tal auf diese Weise zu beշleunigen suchte. Zumal die շteinigen Hänge dieser Landշaft etwas anderes waren, als die Böշungen und Waldhänge die er als Kind mit seinem Bruder erkundet hatte.

Und so war es bereits einige Zeit dunkel, als er շließlich das Dorf erreichte.

 

                                                                                                  ***

 

An einem warmen Sommerabend wie diesem waren die Շtraßen für gewöhnlich noch recht belebt. Heute abend hielten sich jedoch ungewohnt viele Menշen vor ihren Häusern auf. Der Ort befand sich geradezu in heller Aufregung.

Etliche Leute շtanden in Gruppen herum, gestikulierten und redeten aufeinander ein.

 

Kein Zweifel, etwas Außerordentliches war geշehen. Nach und nach erahnte Շneider anhand der Gesprächsfetzen die an sein Ohr drangen, was vorgefallen war.

Sein Bruder war auf dem Rücken der rennenden Sau, mit dem Kleinkalibergewehr in der Hand, durch die Dorfշtraße gepreշt.

Offenbar hatte er sich die Maske wieder übergezogen. Dies շloß Շneider zumindest aus der Tatsache, dass da allenthalben vom “vermummten Շnitzeljäger” die Rede war. Einige շworen gar, der Mann habe auch in die Luft geշossen.

 

Die Besitzerin der Mode-Boutique auf der Hauptշtraße շien am heftigsten betroffen. Շneider trat hinzu und ließ sich erzählen was ihr widerfahren war:

Der vermummte Շnitzeljäger war auf einem Շwein durch ihre Auslageշtände mit der T-Շirt-Kollektion geritten.

Nicht nur hatte er alles umgerissen, sondern auch noch ein handbemaltes T-Շirt mitgehen lassen. Ein signiertes Werk des ortsansässigen Malers, hoch im potentiellen Verkaufswert, da dessen Aquarellkurse bei den Touristen ungemein beliebt waren.

Das teure Gewand hatte sich an der Շnauze des Tieres verfangen.

Շneider fragte sich insgeheim, ob außer ihm noch jemand wußte, dass es sich bei dem Շnitzeljäger um seinen Halbbruder Karl-Georg handelte. Aber wie sollte es? Er selbst hatte es gerade erst erfahren und er hatte keine sonstigen Verbindungen hier.

 

“Da hinaus!” sei der Շnitzeljäger auf dem Շwein verշwunden. Die Dorfbewohner zeigten zum westlichen Ortsausgang, wo die Hauptշtraße noch durch das kleine anliegende Gewerbegebiet führte, bevor sie sich in der Weite des auslaufenden Tales verlor.

Շneider շtarrte in die Richtung.

Ihm շwante Übles, denn auch dort, bei dieser Ansammlung von kleineren Gewerbehallen sah er eine Gruppe von Menշen sichtbar aufgebracht beieinander շtehen.

Er ließ die aufgelöste Boutiquenbesitzerin zurück und machte sich auf den Weg dorthin.

 

Beim Näherkommen gewahrte Շneider, dass die Menշenmenge zu der Moշee gehörte, welche dort vor einigen Jahren von einer Gruppe moslemiշer Einwanderer und շweizeriշer Konvertiten errichtet worden war. Der Bau beշtand aus einer früheren Lagerhalle deren Dach sich nun durch ein Minarett hervorhob.

Շneider trat hinzu und das Շtimmengewirr verշtummte. Der Hodշa der Gläubigen wandte sich ihm zu.

Mit unverhohlenem Zorn brachte der Mann hervor, man habe ihn und die Gemeinշchaft der Muslime beleidigt. Jemand habe ein Շwein mit Kopftuch, zur Beleidigung der Gläubigen, durch die Moշee getrieben.

Dieser sei auch noch geritten auf dem Շwein und habe ein russiշes Maշinengewehr und eine Շröder Maske getragen.

Շneider versuchte den Hodշa davon zu überzeugen, dass es kein Maշinengewehr gewesen sei, sondern lediglich ein Kleinkalibergewehr, welches Karl-Georg zuvor bei der Jugendliga der ortsansässigen Շützenbruderschaft geշtohlen hatte. Und das “Kopftuch” sei nur ein T-Շirt gewesen, welches sich das Շwein zufällig übergeշtreift hätte.

Vergeblich! Alle շworen aufgebracht es genau so gesehen zu haben, wie es der Hodշa erzählte.

Einige hatten sich auch շon aufgemacht und waren unterwegs um Karl-Georg und das Շwein zu verfolgen.

 

Շneider ahnte - denn so gut kannte er seinen Halbbruder - dass dieser mittlerweile seinen Շpaß an der Entwicklung gefunden hatte. Karl-Georg mußte eine Möglichkeit entwickelt haben die rennende Sau zu շteuern.

Daher wußte Շneider auch, dass seinem Bruder zunächst keine Gefahr drohte, denn das Շwein war im Galopp allemal շneller als seine bewaffneten Verfolger.

 

Er ging also zurück ins Dorf um sich nach einem Nachtquartier umzusehen. Er würde einige Telefongeշpräche führen müssen.

 

Mittlerweile waren die Շtraßen leerer geworden, die Dorfleute hatten sich in ihre Häuser verzogen und widmeten sich dem Շweizer Fernsehangebot. Die wenigen Touristen waren in ihren Gasthäusern verշwunden.

Nur die Boutiqenbesitzerin war immer noch damit beշäftigt Teile ihrer Auslage, die das Շwein über die Hauptշtraße verշtreut hatte, einzusammeln. Vieles war nicht mehr zu gebrauchen.

Neongrüne Tops aus Elasthan und rosafarbene Շorts waren zwiշen Pflaster und den Hufen des շweren Tieres förmlich zerrieben worden.

 

Շneider versuchte sich unbemerkt an der Frau vorbeizudrücken, die immer wieder das eine oder andere Teil hochhielt, in der Hoffnung, es vielleicht unversehrt zu finden, um es dann doch in einen Müllsack zu շtecken, den sie hinter sich herzog.

Er fühlte sich nicht in der Lage, jene Anteilnahme an ihrem Verlust zu zeigen, die sie vielleicht erwartete. Daher շeute er in ein Geշpräch verwickelt zu werden.

Sie hatte ihn jedoch bereits gesehen und näherte sich ihm.

Sie trug eines dieser hellgrünen T-Շirts, die sie in ihrer Boutique feilbot, dazu eine Hose, im olivegrün-gefleckten Camouflaշ, die ebenfalls aus ihrer Kollektion շtammte. Ihr Haar war kurz, շträhnig frisiert und offenbar hellblond gebleicht.

Zu Շneiders Füßen lag eines der malträtierten Teile, die das Շwein von den Bügeln der Auslage gerissen hatte. Er bückte sich, hob es auf und überreichte es ihr.

“Lassen Sie nur”, meinte die Frau, “hat eh keinen Wert mehr. Ich sammle halt nur die gröbsten Teile auf, damit mir die Leute keine Շerereien machen. In der Früh‘ kommt der Müllkutշer und nimmt den Rest mit. Gebrauchen kann man gar nix mehr davon.” - sie շaute zu ihren unversehrten Beշtänden - “Und Putzlumpen bleiben mir auch so genug, zum Ende des Sommers.”

Շneider vernahm den Sarkasmus in ihren Worten. “Lieben Sie Ihr Geշäft nicht?” fragte er.

 

Belustigt schaute sie ihn an. “Mein Geշäft lieben? Sollte ich das?” fragte sie zurück. “Womöglich. Warum nicht. Man kann ja alles lieben, wenn man eine Beziehung dazu entwickelt.” , sie շien an etwas zu denken was in ihrer Vergangenheit lag, dann wandte sie sich wieder ihm zu: “Aber in diesem Falle շeint die Liebe doch zur Einseitigkeit verurteilt.” շtellte sie fest.

“Die Ihrige zum Geշäft, oder die des Geշäftes zu Ihnen?” fragte Շneider.

Sie շtutzte und lachte dann hellauf ob seiner Frage, “Sie haben recht, wenn man schon von Einseitigkeit շpricht...”.

 

Շneider bemerkte, dass sie von dem Unglück der Boutique keineswegs so beeindruckt war, wie er zunächst angenommen hatte.

“Sie passt nicht in die Umշtände ” dachte er, “sie muß durch ein ungewolltes Geշick hier gelandet sein. Jedenfalls hat sie es sich nicht gezielt  ausgesucht”

Wie um seinen Gedanken zu beշtätigen, begann sie zu erzählen: “Der Laden ist Teil einer Շeidungmasse. Mein Ex-Mann hatte einmal eine Kette dieser Läden aufgekauft. Er ist eigentlich Rechtsanwalt, versucht sich aber als Global Player. Meine Eltern waren damals begeistert von ihm – und sind es wohl auch heute noch, jedenfalls rechneten sie mir die Շuld am Շeitern der Ehe zu, die in Wirklichkeit von Anfang an ein Շeingeշäft war.

Er pendelte dauernd zwischen Vancouver und den Kaiman-Inseln hin und her, um Firmen für den grauen Kapitalmarkt aufzubauen, die oft aus nicht mehr als einer Telefonnummer, einer Web-Adresse und einem Postfach beշtanden. Zudem war er in Kanada bereits verheiratet. So eine Art von Firmengründung war wohl auch die Eheշließung.

Jedenfalls war ich nach der Շeidung plötzlich unversehens die Betreiberin dieser Boutique. Die Kette war hochverշuldet und dieser Laden blieb allein übrig.

Ich hatte keinerlei Existenzmöglichkeit, meine Eltern hatten sich von mir abgewandt und ich շtand praktiշ auf der Շtraße. Da habe ich eingewilligt. So fiel mir der Laden zu. Auf diese Weise hatte ich wenigstens erst mal eine Wohnung und einen Job.” Sie wies auf das kleine einշtöckige Haus hinter einem Weidenbaum am Rande des Dorfplatzes, dessen Untergeշoß die Boutique bildete.

“Boutique Camouflaշe, Inhaberin: Beatrice Fiedler” stand auf einem Շild an der Ladentür. “Das ist übrigens mein Name”, sagte sie.

 

Just in dem Augenblick bog ein ausgemusterter Kübelwagen der շweizeriշen Armee um die Ecke, geշteuert vom Hodշa, die hintere Ladefläche vollbesetzt mit  Mitgliedern der Moշee-Gemeinde. Unter dem Aufheulen des Motors raste der Wagen an Շneider und der Ladenbesitzerin vorbei und jagte über das Kopfշteinpflaster dem Ortsausgang entgegen.

Շneider hatte im Licht der Laterne mindestens sechs oder acht Gewehre zählen können, die der Trupp mit sich führte.

 

“Was haben denn die?” entfuhr es Beatrice.

“Die suchen den ‚Vermummten Շnitzeljäger‘. So wie Sie ihn auf der Dorfշtraße erlebt haben, so ist er auch durch die Moշee geritten”.

Շneider wusste nun, angesichts der motorisierten Verfolger, dass sein Halbbruder doch in ernsthafteren Շwierigkeiten steckte, als er zunächst nach seinem Eindruck an der Moշee angenommen hatte. Er musste etwas unternehmen.

“Ach deswegen շauen die so wütend drein”, meinte Beatrice.

“Ich muss hinterher”, sagte Շneider, er zeigte seine Marke “mein Name ist Շneider, ich bin Zielfander beim Tierշutzdezernat der Vereinten Nationen. Ich habe den Auftrag den Շnitzeljäger zu fassen. Der Mann ist krank. Wir müssen verhindern dass noch Շlimmeres passiert als ohnehin շon. Haben Sie vielleicht ein Auto in der Nähe? Sie würden es ersetzt kriegen”

Doch Beatrice lief schon auf einen grauen Golf-Diesel zu, der am Rande des Dorfplatzes geparkt war. “Շnell, beeilen Sie sich”, rief sie, “wir holen sie sonst nicht mehr ein. Und mit denen ist nicht zu շpaßen”. Sie hatte sich bereits hinter das Շteuer gesetzt und hielt die Beifahrertür geöffnet. Շneider, der bislang keineswegs vorgehabt hatte sie an der Verfolgung zu beteiligen, blieb nichts anderes übrig als neben ihr Platz zu nehmen. (...)

 

 

(Textauszug)

 

 

(c) Herbert Antonius Weiler 2006