Textauszug

 

Der Essay findet sich 

in dem Buch: 

Sterndeuter aus dem Osten

Essays und astrologische Betrachtungen

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Andy Warhol

Eine Geburtszeitkorrektur

 

 

 

Andrej Warhola, der sich später Andy Warhol nannte, wurde in Pittsburgh, Pennsylvania als Sohn ukrainischer Einwanderer geboren.

Zu seinen  Geburtsdaten finden sich unterschiedliche Angaben, sowohl den Tag, als auch das Jahr betreffend.

Daten von 1928, von 1930 und 1933 werden in den Biographien erwähnt. Andy Warhol selbst kokettierte mit verschiedenen Auskünften, die er teils wieder dementierte. Eine Geburtsurkunde vom 28. September 1930 bezeichnete er später als Fälschung.

In  astrologischen Datenbanken wird mitunter, den Angaben der amerikanischen  Library of Congress  folgend,  der  6. August 1928 mit einer Uhrzeit von 6:30 h  angegeben. Das ergibt einen Sonnenstand von 13,7° Löwe am Aufgang im Löwen. 

Eine andere, ebenfalls etlichen Biographien zu entnehmende Angabe datiert Warhols Geburtstag auf den 6. Juni. 1928, also im gleichen Jahr, zwei Monate zuvor (Klaus Honnef, Andy Warhol - Kunst als Kommerz).

 

 

Das Werk Warhols ist bekannt, wie kaum ein anderes des zeitgenössischen Kulturbetriebs.

Wer die Tierkreisphasen kennt, bemerkt ein Mißverhältnis zum angeblichen Sonnenstand im Löwen: 

Warhols Agenda der Neutralisierung von Identität, der Betonung des Reproduktiven und Maschinellen, der Entwertung des Monuments durch Vervielfältigung, entsprechen nicht dem Anliegen dieser Tierkreisphase. Ein Sonnenstand im Zeichen Löwe erscheint angesichts des Werks Warhols unwahrscheinlich bis ausgeschlossen..

Warhols  Hervorhebung des Seriellen, des Grafischen und Reproduktiven, die Betonung des Merkantilen, der Selbstdarstellung und der Öffentlichkeit als Selbstzweck verweisen vielmehr auf einen Sonnenstand im Zeichen Zwillinge.

Das Werk Warhols spricht gegen die Geburtstagsangabe vom 6. August und für die Richtigkeit einer Geburt am 6. Juni.

 

(Ähnlich wie im Falle Claude Monets, dessen Geburtstag am 14. 2. 1840,  im Zeichen Wassermann, aufgrund der Verwechslung der römischen II mit der arabischen 11. in den Enzyklopädien irrtümlicherweise auf den 14.11. gelegt wird (Wolfgang Döbereiner, Astrologische Verhaltensweisen in der Malerei) legen auch die beiden obigen, ansonsten übereinstimmenden und nur in der Monatszahl differierenden Angaben zu Warhols Geburt  einen wie auch immer zustande gekommenen Lesefehler nahe, bei dem der 6. mit dem 8 Monat verwechselt wurde.)

 

 

In der Neutralisierung von Authentizität durch Vervielfältigung verstand sich Wahrhol als ironischer Reproduzent der kollektiven Mechanismen des Verbrauchens. 

Der Spott verbleibt dabei freilich in den Etiketten der Gemeinschaft, indem er diese spiegelt.

 

Dazu einige seiner Aussagen:

 

"Ich will Maschinelles zeigen. Maschinen haben weniger Probleme. Ich wäre gern eine Maschine." (Andy Warhol, Eric Shanes)

 

«Ich fände es groß­artig, wenn mehr Leute mit Siebdruck arbeiten würden so dass keiner mehr wüsste, ob mein Bild wirklich mei­nes oder das eines anderen wäre.»  (Handbuch Vervielfältigende Kunst , Gerhard Habarta)

 

"Ich bin eine Maschine, ich bin nichts"

 

"Ich male in dieser Art, weil ich eine Maschine sein möchte" (Kunsttheorie im 20. Jahrhundert,Künstlerschriften  Hatje Cantz Verlag)

 

"Es ist nicht wichtig, wer du bist, sondern was sie denken, wer du bist" (Popism, Andy Warhol, Pat Hackett)

 

Diese Art des Spotts über die Zelebrierung des Authentischen, etwa im vorausgehenden Amerikanischen Expressionismus, wie überhaupt des Kunstbetriebs, prägt die Aussagen und das Werk.

 

Da Jahr und Tag der beiden Geburtsdaten übereinstimmen und nur die Monatszahl der Library abweicht, was auf einen Lesefehler, auf eine Verwechslung von 6 und 8 schließen lässt,  besteht Anlass zu der Vermutung, dass die Uhrzeitangabe ebenfalls übereinstimmen könnte und mithin zutrifft.

 

 

 

 

 

Datiert man danach die Geburt Wahrhols auf den 6. Juni 1928 und belässt die von der Kongressblibliothek angebenene Geburtszeit von 6:30 Uhr in Pittsburgh, korrigiert auf 6:24 Uhr, so ergibt sich ein Aufgang von 6,5° Krebs, mit einer Sonne auf 15°26' Zwilling im 12. Haus. 

 

Dieser Geburtszeit entspricht, mit der Bewegung 1 Grad pro Jahr, der Umzug aus einer beengten Wohnung im Arbeiterviertel Pittburghs in ein Eigenheim nach South Oakland mit 6 Jahren,  als 0° Krebs erreicht werden, die einen Wohnungs- und Milieuwechsel anzeigen.

Mit 8 Jahren wandert der Aszendent zur anderen Seite in den Orbis des Pluto auf 16° Krebs. Warhol erkrankte damals an einer infektiösen Form von Veitstanz, corea infectiosa, einer von Spasmen und Lähmungserscheinungen begleiteten Krankheit, die ihn längere Zeit zur Bettlägerigkeit zwang. Dies entspricht, nach der Münchner Rhythmenlehre ,  der Merkur-Pluto-Konjunktion im Sinne der Bewegungshinderung.

Seine Erkrankung, heißt es,  band  ihn in besonderer Weise an seine Mutter und gibt  damit die Verbindung zu Mond und Saturn wieder.

 

Das Attentat auf ihn,  verübt durch eine Frauenrechtlerin, die ihn am 3. Juni 1968, drei Tage vor seinem vierzigsten Geburtstag, durch mehrere Schüsse lebensgefährlich verletzte, steht unter der Auslösung des Mars-Mond-Saturn Quadrats im siebten Hause. Saturn-Uranus gibt die Schusswaffe an. 

Exakt geschieht das Attentat bei Auslösung des Neptun im 3. Haus,  als Rückseite des Mars, nahezu zwei Jahre vor Phasenende.

 

Dem chronisch gewordenen Neptun im 3. Haus entsprechend bemerkte Warhol dazu später:

"Mein ganzes Leben lang dachte ich, ich sei nur halb anwesend. Es hat sich immer angefühlt, als würde ich nur Fernsehen schauen, anstatt zu leben. Erst als ich dann angeschossen wurde, verstand ich mit einem mal, dass ich tatsächlich die ganze Zeit Fernsehen schaute. Die Programme haben sich geändert, doch es ist alles nur Fernsehen" (The Philosophy of Andy Warhol, Andy Warhol)

 

Die Sonne im 12. Haus im Zwilling,  steht unter der Ägide des Verbundsherrschers Mars im Widder in Haus zehn. Ihr Herrscher Merkur im 1. Haus in Konjunktion mit Pluto am Aufgang im Krebs,  mit Herrscher Mond in Haus Sieben, in Opposition und in Quadrat zum Mars zeigt an, dass die Bestimmung des Einzelnen gegen eine Öffentlichkeit steht, in der die seelische Eigenart als Konsumgut und Projektionsfläche verbraucht wird.

Die Verneinung seelischer Authentizität in der öffentlichen Präsentation, wo das Echte dem Konsum preisgegeben und zum Etikett wird, ist hier das Thema. 

Das ist eigentlich das, woran er leidet.

 

Der im Zeichen Waage geborene Mark Rothko, der dem Amerikanischen Expressionismus zugeordnet wird, jener Kunstrichtung, die der Pop Art vorausging, hatte das Unbehagen formuliert. Er nannte es ein gewagtes und gefühlloses Unterfangen, ein Bild in die Welt zu entsenden. Die Farben des Kupfers >>

 

Das Bild zeigt, wie der Verdrängungsmechanismus des bürgerlichen Kunstbegriffs, der die Kunst aus dem Leben verdrängte, um sie im musealen Ziergarten zu separieren, während das Gestalthafte der industriellen Fertigung geopfert wurde, und der sich im Zuge der französischen Aufklärung entwickelt hatte, selber zur Erscheinung seiner Mechanismen wird:

Mit dem gesamten Frühlingsverbund im vierten Quadranten wird Warhols Werk zur Artikulation der Selbstreferenz des Kunstbetriebs zur Artikulation dessen was ist.

 

Die Zwillingssonne in Haus 12,  als Verrichtung des Stiers in 11, mit Merkur am Aufgang, sofern sie im Dienst des Konsums steht, bringt nicht die verdrängten Gestalten zur Gegenwart, sondern  zieht die Dinge durch Reproduktion und Konsum in die Gestaltlosigkeit. Dies, mit Merkur-Pluto im ersten Haus als Konzept. Warhol wurde als Person zum Inbegriff der PopArt und der Identitätslosigkeit als Kult.

 

 

Seine Auskunft, seit dem Attentat, nachdem es sich zuvor noch "angefühlt" hatte,  als sei er zumindest "halb anwesend", als würde er "Fernsehen schauen, anstatt zu leben" ,

sei nunmehr "alles nur Fernsehen", offenbart eine ungeheure Tragik, indem das eigene Leben, das zur Spiegelung der Öffentlichkeit wurde, von dieser verschlungen.

 

Der Neptun im dritten Haus im Löwen soll die Öffentlichkeit als Spiegelung des Kollektivs infrage stellen, um der Autonomie des Einzelnen  und der Unversehrtheit des Lebens willen.

Ist ihm dies verwehrt, wird "alles nur Fernsehen".

 

Andy Warhol starb wenige Monate vor seinem 59. Geburtstag, am 22. Februar 1987 unter ungeklärten Umständen nach einer Operation, bei der ihm die Gallenblase entfernt worden war.

 

 (...)

 

Die Formulierung der art-pour-l'art (Theophile Gautier),  der Kunst-für-die-Kunst  in der Folge der französischen Aufklärung hatte einen Bereich entstehen lassen, in dem die Kunst gleichsam per Etikett vorausgesetzt wurde: eine Kunst-Kunst.  

Die Museen waren parallel zu den Fabriken entstanden. 

 

Der Begriff der Kunst, der sich zuvor auf eine bestimmte Qualität eines jeglichen Werks  bezogen hatte, die Kunst des Malers, die Kunst des Bildhauers, die des Bäckers, die des Baumeisters, war sich nunmehr selber zum Zweck geworden, nämlich dass sie Kunst sei.

 

Nicht mehr war, im Sinne Thomas von Aquins, der Künstler definiert durch sein Werk, sondern fürderhin sollte das Werk definiert sein durch den Künstler, als eines, im Bereich der Kunst Schaffenden, dessen Hergestelltes Kunst sein sollte.  Künstler war damit zum Beruf geworden >, der Kunstbegriff zum Sockel. 

Die Parole ihrer vorgeblichen Befreiung hatte der Kunst tatsächlich eine neue Zweckbestimmtheit geschaffen - Kunst zu sein.

Der Bereich der Kunst, als ihr eigener Sockel, einer Kunst-Kunst,  ist ein Bereich in der die Gestalt, die dem Bürger in der Industrialisierung abhanden gekommen ist, habhaft und konsumierbar gemacht werden soll. 

Gestaltlos die Authentizität von Gestalten beanspruchend muss sie diese verdrängen um sich deren Merkmale anzueignen und zu verbrauchen, so, dass die Gestalten keine Bedeutung mehr haben. 

In der Pop-Art und explizit im Werk Andy Warhols wurde dies manifest.

 

Marcel Duchamp hatte die Inhaltslosigkeit des Sockelcharakters in der Konsequenz einer Kunst-als-Kunst schon etliche Jahrzehnte zuvor anhand seiner Readymades >  illustriert  und  auch formuliert: Wenn jemand sagt, es ist Kunst, dann ist es Kunst...

(...)

 

 (C)   Herbert Antonius Weiler, 2015

 

 

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